Den Lago Maggiore verlassen wir bei mittelmäßigem Wetter mit dem Ziel, ordentlich Kilometer hinter uns zu lassen. Hunger bekommen wir jedoch trotzdem.
Unvorbereitet wie wir sind wissen wir nicht, dass Italien zwischen 13:00 Uhr und 16:00 Uhr nahezu ausgestorben ist. Wir fahren durch ein hässliches Dorf nach dem anderen, die spärlichen Restaurants haben geschlossen, es sind kaum Menschen auf der Straße.
Dann endlich: eine chinesisch-italienische Pizzeria mit weißen Plastikstühlen vor der Tür, einer Lotusblüte im Namen und pinkfarbener Neonreklame scheint uns das richtige zu sein. Wir halten an, ziehen unser Zeug aus, wählen auf einer Karte im Fenster zwei Pizzen aus und setzen uns. Nach einiger Zeit des Wartens stellen wir fest: Die Pizzeria hat geschlossen. Die benachbarte gleich bestuhlte und neobeleuchtete Gelateria hat geöffnet. Eis hilft uns gar nicht.
Also geht es weiter. In einem der folgenden hässlichen Orte finden wir einen Lidl Supermarkt. Der riesige Parkplatz ist verweist, aber das Geschäft ist geöffnet. So plündern wir die Backwarenabteilung und futtern die Kohlenhydratschlacht auf dem Parkplatz. Als wir wieder starten ist die Höchstzahl der Kunden erreicht. Fünf Autos mit mehrheitlich zwei Personen. Sollten sich also Fahrgemeinschaften gebildet haben wären zehn Kunden im Geschäft!
Die letzen Kilometer führen am Meer entlang. Hier ist es voll, viele Ampeln und später viele einspurige Tunnel, die zu langen Wartezeiten führen. Wir sind ganz schön müde und die Gegend gefällt uns nicht. Die ersten Campingplätze lehnen wir ab. Zu hässlich, zu voll, zu bumsig, zu blöd!
Dann wird es schwierig. Der erste schöne in Levanto ist voll belegt. Drei britische Fahrradfahrer lachen schon, sie wurden auch gerade abgewiesen. Aber sie nennen uns einen anderen Platz und wir machen uns auf dorthin. Auch dieser Platz ist sehr voll. Den ersten Zeltplatz müssen wir schon vor Bezug wieder an die Radfahrer aufgeben, die Herren Campingplatzbetreiber haben alle Hände voll zu tun, da kommt es schon mal zur Doppelbelegung. Jedoch sind die Jungs mit dem Platz nicht glücklich. Sie sind nicht nur zu dritt, sondern zu sechst! Dafür ist es wirklich arg eng.
Wir zelten neben Lucca und seiner Familie, von dem wir Tipps für die Toskana und für schöne Motorradstrecken erhalten. Er ist zauberhaft bemüht um uns und empfiehlt uns auch ein Agriturismo seiner Bekannten in Cortona. Agriturismi sind Höfe, die ihre Einnahmen nur zu einem fünfzigprozentigen Anteil aus Tourismus erzielen dürfen, die andere Hälfte der Einnahmen muss aus dem landwirtschaftlichen Bereich stammen. Das Flair bleibt erhalten und das Konzept kommt an!
Wir beschließen, erst einen Tag an der Küste zu verbringen und dann im Landesinneren zu bleiben.
Am nächsten Morgen brechen wir auf nach Viaréggio. Dort wohnen wir auf einem witzigen Platz voller italienischer Dauercamper. Unser Fleckchen ist riesig mit schönen großen Bäumen und gefällt uns sehr.
Das lustige Campingdorf verwandelt sich abends in ein großes Fest. Die Nachbarn sitzen an riesigen Tafeln auf den Wegen zusammen, grillen, futtern Pizza und die Kinder toben durch die Gänge. Die vielen kleinen Röhrenfernseher, Plastikplanen und Solarlampen geben dem ganzen ein sehr eigensinniges Flair. Ich bin fasziniert und freue mich, dass wir noch einen Tag bleiben.
Den nutzen wir für praktische Dinge: Wäschewaschen, Kette ölen, Fingernägel schneiden, Benzinkocher reparieren. Am späten Nachmittag gehen wir an den Strand. Schöner Sand, großartige Wellen und viele Wolken. Der Strand ist gradezu überlaufen von Männern die Tücher, Eis, Kaffee, Drachen und Kokosnüsse verkaufen. Da der Tag bedeckt ist, kommen wir auch ohne Sonnenbrand davon 😉
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