Um Irland zu bereisen haben wir ein winzigkleines graues Auto gemietet. Es ist wunderschön und lustig untermotorisiert, wir taufen es auf den Namen ‚Krümel‘ (Anm. des Fahrers: Äh, „Wir“?!?). Die Miete für Krümel selbst kostet annähernd gar nichts, während die Pflichtversicherungen uns fast in den Ruin treiben. Ja sind sie denn verrückt bei Europcar? Den absurden Preis verdrängend machen uns auf gen Süden um zuerst die Region der historischen Provinz Leinster zu erkunden.
Kleine Straßen führen uns durch den Wicklow Mountains Nationalpark und die für die Region typischen Torfmoore. Statt des erwarteten satten irischen Grüns sehen wir bräunlich beigefarbenes Heidekraut und leuchtend gelben Stechginster in hügeliger Landschaft und schließlich auch die ersten Schafe, die sich durch die Prärie knabbern. Wir sind vollkommen verzückt und halten ständig an, um die schöne, wenn auch unerwartete Landschaft zu bestaunen. Erfreulicherweise ist das Verkehrsaufkommen viel zu gering, als dass wir jemanden mit unserer Schneckengeschwindigkeit stören könnten. Nach einem letzten Stopp bei einem plätschernden und glitzernden Wasserfall finden wir ein bezauberndes B&B in Glendalough.
Nach dem Frühstück besuchen wir im Frühnebel die Klostersiedlung des Heiligen Kevin aus dem sechsten Jahrhundert. Ich glaube, man kann keine bessere Tageszeit erwischen, um die alte Klosterruinen, den gut erhaltenen Rundturm und die an eine Küche erinnernde Kapelle zu besichtigen. Voller Begeisterung bestauen wir die Keltenkreuze, die hier nicht nur zur Markierung des heiligen Landes, sondern auch als Grabsteine verwendet werden.
Etwas später im County Carlow spazieren wir noch weiter in der Zeit zurück und sehen unseren ersten Dolmen. Obwohl der Fußweg von der Straße zum Dolmen nicht sehr weit ist, stehen wir ganz allein auf dem sonnigen Feld. Diese Ecke Irlands scheint wirklich nicht gerade überlaufen im Mai. Beim Blick auf den riesigen Dolmen drängt sich eine Frage auf: Wie nur konnten die Menschen vor 5.000 Jahren diese riesigen Steine aufeinander türmten? In näherer Umgebung sind übrigens nicht einmal ansatzweise große Felsen zu sehen.
Pünktlich für ein sehr spätes Mittagessen erreichen wir Kilkenny, dem einen oder anderen ist es vielleicht aufgrund seines Bieres bekannt? Kilkenny ist ein hübsches Städtchen mit zahlreichen Cafés und Bars und zieht mit seiner beeindruckenden Burg im großem Schlosspark und der mittelalterlichen St. Canice’s Cathedral viele Besucher an.
Während der Besichtigung der heute noch genutzten Kirche lernen wir Lars kennen, der Irland mit seinem Moped bereist. Lars Moped hat übrigens mehr Hubraum als unser kleiner Krümel, aber ich möchte mich keinesfalls beschweren, ich bin wirklich glücklich mit ihm. Irland ist dank der kleinen kurvigen Straßen und der hübschen Landschaft ein großartiges Reiseland für Motorradfahrer, jedenfalls wenn man Glück mit dem Wetter hat. Außerdem bekommt man zu jeder Tageszeit erstaunlich leckeres Essen und sofern man will, auch gutes Bier. Und Bier wollen wir heute! Zusammen mit Lars besichtigen wir die Smithwick’s Brauerei und lassen dem Abend in einem urigen Pub ausklingen.
Also, mir hat Irland nichts gegeben. Aber wenn ich Eure Fotos so anschaue, kommt mir der Verdacht, dass ich mich vielleicht geirrt haben könnte.
Apropos Pflichtversicherung: Dass ich mein Auto in Georgien nicht versichern konnte, hat mich sehr beunruhigt, und das wohl auch zu Recht. Ein anderer Deutscher wurde in einen Unfall verwickelt, und er bekam richtig Aerger mit der Polizei und dem georgischen Unfallgegner. Und das wurde richtig teuer!
Gruesse
Heinz