Etwas wehmütig verlassen wir Kappadokien, zumal wir ja erneut nach Ankara müssen um den Botschaftsmarathon abzuschließen.
Die Fahrt ist gewohnt wild, während einer Kreiseldurchfahrt soll ich gar zweimal auf die Hörner genommen werden. Es ist wieder wie damals, am frühen Morgen im Freibad: völlig egal, aus welcher Richtung oder auf welcher Seite ich schwamm, auch der Schwimmstil oder die Geschwindigkeit waren irrelevant. Immer, wirklich immer musste ICH im Zickzack ausweichen. Die badebekappten Rentner hatten stets Vorfahrt, vermutlich hatten sie dies Vorrecht durch jahrzehntelange Nutzung des Schwimmbads erworben.
Neben der etwas rücksichtslosen Fahrweise fällt eine weitere türkische Begleiterscheinung des Autofahrens auf. Es handelt sich um das Hupen. Gehupt wird stets und ständig. Hierzu gibt es unzählige Gelegenheiten. Neben dem Hupen als Begrüßung und Verabschiedung, sowie der nachdrücklichen Aufforderung zu Eile drückt der Türke auch das Angebot einer Bus- oder Taxifahrt mittels Tuten aus. Auch „wie geht’s, ich war auch schon mal in Deutschland“ oder „Glückwunsch an den Fußballweltmeister“ wird gehupt. Vermutlich kann man auch „bring bitte Brot und Tomaten mit“ hupen.
Wir wohnen im Hotel der letzten Woche, aber in einem anderen Zimmer. Montagmorgen stehen wir – übrigens als einzige – etwa eine halbe Stunde vor Dienstbeginn vor dem Tor der usbekischen Botschaft. Schnell kommen wir dran, aber irgendwie stockt dann die Bearbeitung. Also das Visum wird schon mal geklebt, aber unsere Pässe liegen anschließend auf dem Tisch und andere Sachen werden bearbeitet. Hm, das ist blöd, gern würden wir heute alle drei Botschaften abklappern. Warum dürfen wir denn nicht schon mal zur Bank gehen? Lustigerweise kann man nämlich nie direkt bei den Botschaften bezahlen, sondern muss – üblicherweise in US $ – eine Bareinzahlung bei vorgegebenen Banken vornehmen.
Und dann sind wir wieder dran. Da wir keine türkischen Staatsbürger sind, darf die geforderte Bank unsere Zahlung nicht annehmen. Die Konsulatsmitarbeiterin hat daher gewartet, bis einer der anderen Besucher sich bereit erklärt hat, die Einzahlung mit uns zusammen vorzunehmen. Wie aufmerksam von ihr! Und wie lieb von ihm, extra für uns den Weg auf sich zu nehmen! Bestimmt hätten wir auch den bewaffneten Türsteher der Bank bezirzt, damit er die Zahlung für uns unterschreibt, aber die Dame geht lieber auf Nummer sicher. Und kurz danach halten wir voller Stolz Visum Nummer zwei in Händen.
Also auf nach Turkmenistan, bzw. erstmal zu dessen Botschaft! Vielleicht haben wir einen Run! Der Empfang ist jedoch unverändert frostig. Das usbekische Visum möchten wir nochmal kopieren, fordert der Casper von letzter Woche. Machen wir natürlich gern, 30 Minuten später stehen wir dann wieder auf der Matte. Genervt übergibt er uns ein Blankoblatt, damit wir unseren Bettelbrief noch mal handschriftlich verfassen und verschwindet wieder. Wir können die Antragspacken anschließend ins Schalterfenster legen, Benachrichtigung gibt es dann irgendwann per Mail. Na, wir sind gespannt. Vielleicht landen sie ja auch in Ablage P.
In der iranischen Botschaft haben wir dann Pech, sie ist für heute schon geschlossen. Aufgrund des Hin und Her haben wir für die Beschaffung der Referenznummern schon sehr viel Geld für die persischen Visa ausgegeben, nun werden wir keinesfalls um einen Eilzuschlag herum kommen und planen außerdem eine weitere Nacht in Ankara ein.
Neuer Tag, neues Glück. Die iranische Botschaft ist beeindruckend, groß und wunderschön. Der Schalterraum für die Visa ist fast schon gemütlich. Ein riesiger schöner Teppich, Bilder an den Wänden, Bonbonschale und Tee zum selbst Bedienen. Die Iraner sind sehr freundlich. So tauschen wir häufiger die Wartenummern, da noch Anträge auszufüllen sind. Ich trage übrigens ein Tuch auf dem Kopf. Es schaut aber nicht so elegant aus wie bei den anderen Damen. Notiz an mich selbst: Google das! Nach eigenständiger Begleichung der Gebühren und des Eilzuschlags in einer nachgelesenen Bank dürfen wir die Visa am späten Nachmittag abholen. Insgesamt zwar ein recht teurer Spaß, aber die Flexibilität beeindruckt mich schon. Und morgen früh sind wir dann ja wieder auf der Bahn!
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