Heute habe ich Geburtstag. 36 Jahre bin ich alt geworden. Ganz schön erwachsen. Mehr erwachsen geht eigentlich gar nicht. „Also, was mache ich hier eigentlich?“ frage ich mich. „Sollte ich nicht ein Reihenhaus erwerben und eine Familie gründen?“ Wenn nicht jetzt, wann dann?
Aufgrund eines Regenschauers beim Zeltabbau trinken wir unseren Frühstückersatzkaffee in einem Kaviareň (Café), das vor Kindern und Jugendlichen gradezu überquillt. Was für eine Geräuschkulisse! Es läuft keine Musik im Hintergrund, das wäre aber auch völlig überflüssig. Niemand könnte sie hören, selbst wenn er wollte. Es muss sich um ein Landschulheimsausflug handeln, ich kann mir die Menge an Nicht-Erwachsenen unterschiedlichsten Alters ansonsten nicht erklären. Entsprechend lang ist die Schlange vor dem Tresen und ich habe Zeit die Halblinge zu beobachten. Wie wäre unseres wohl? Fairerweise muss ich zugeben, dass ich nicht einmal die Katzen erzogen habe. Wie würde dies wohl bei einem Kind ausgehen? Außerdem hätte es vermutlich keine Regenjacke dabei. Arme Wurstbude. Und ein Reihenhaus im Grünen? Auf der Reise kochen wir bisher tatsächlich viel selbst. Würde ich das Zuhause auch wollen? Und dann das Zeug auch noch vor einem Zwerg verteidigen: „Iss dein Gemüse Kind, dann kriegst du keinen Schnupfen!“ Hm, ich schiebe die Gedanken erst einmal beiseite.

Albi glücklich im Park.

Ing ebenso.

Am späten Morgen verlassen wir Piešťany und machen uns auf den Weg Richtung Osten. Die Region Horehronie in der Mittelslowakei ist unser Ziel. Es ist die bisher schönste Fahrt unserer Reise. Vor unserem Mittagsstop scheint sogar durchgehend die Sonne. Wir folgen hübschen Straßen durch Felder und Hügel entlang der niederen Tatra und ich spüre das ja eigentlich ungewohnt schwere Gepäck beim Fahren gar nicht mehr. Die zwei Tage in Piestany waren aber auch sehr erholsam. Es gab einen wunderschönen und großen Stadtpark in dessen Mitte sich ein zauberhaftes altes und völlig verfallenes Jugendstilhotel (Slovan) befindet. Dies war der Grund, warum wir ungeplant einen Tag länger blieben. Unbedingt wollte ich es nochmals am hellen Tage länger betrachten. Auch der Park selbst war nicht nur dank Sonnenschein und warmen Temperaturen wunderschön.

Das Slovan. Wo einst rauschende Feste gefeiert wurden…

…regiert heute nur noch der Verfall.

Eine der vielen Skulpturen im Park.

Anscheinend ist der Ruf der Ferne doch lauter als der des Reihenhauses. Das Reisen in den Tag hinein ist einfach nur toll. Das Wetter des Nachmittags ist zwar durchwachsen, trotzdem ist die Fahrt wunderbar. Die Straßen sind meist etwas besser als noch in Tschechien und so können wir weit an den Straßenrand fahren um Autos vorbeizulassen, die nicht in Urlaubsstimmung die Gegend anschauen und trödeln wollen. Großartig und stressfrei! Wir erreichen am Abend halbwegs trocken Čierny Balog und übernachten in einem wunderbaren Garten zwischen Obstbäumen, Blumen, Schafen, Hühnern, zwei Katzen und einem Hund. Ein sensationeller Geburtstag!

Der liebevoll gestaltete Campingplatz mit Bauernhof. Dank passender Kleidung frieren hier im Winter auch die Bäume nicht.

Die mit dem Huhn tanzt.

Und hier mit Wein und Mietzi. Mehr geht an einem Geburtstag nicht.