Tschechien ist großartig für Motorradreisen. Kleine, kurvige Straßen durch schöne grüne und hügelige Landschaft, hübsche Dörfer und wenig Verkehr, wenn man die Autobahn meidet, die übrigens für Motorradfahrer kostenlos ist. Der Straßenbelag ist durchaus erneuerungsbedürftig, beim langsamen Fahren und Tageslicht ist dies aber kein Problem. Trotzdem begegnen wir insgesamt nur wenig anderen Motorradfahrern. Diese freuen sich aber genauso wie wir und grüßen lebhaft, selbst wenn wir uns nur aus der Ferne sehen.
Sind die Häuser nicht grau oder braun verputzt, so wurden sie aus der Palette der Bonbonfarben gestrichen. Dies gilt sowohl für die alten, als auch für Neubauten. Neubauten sind in überraschenden Stilmixen gebaut, gern mediterran, gern auch Doppelhäuser, insgesamt wirkt alles aber recht charmant. In den Orten gibt es auffällig wenig Gärten mit Blumen. Die Landschaft ist aber so grün, dass dies nicht fehlt.
Die Entscheidung, Zelt und Schühchen wetterfest zu machen, kam noch rechtzeitig. Am nächsten Morgen regnet es und der Regen bleibt über den Zeitablauf bis zum Aufbruch aus Karlsbad hartnäckig. So werfen wir die ersten Reiseziele (Pilsen, Budweis, Kuttenberg, Spindlermühle und die Burganlage in Karlstein) über Bord und versuchen möglichst weit zu fahren. Brünn schaffen wir dann aber nicht mehr, sondern suchen uns in der Region bei Humpolec einen Zeltplatz. Und suchen, und suchen. Unabhängig davon, dass die Gegend bei Regen aussieht wie aus dem Film „Das finstere Tal“ finden wir leider keinen geöffneten Zeltplatz. Wildcampen wäre kein Problem, aufgrund des Wetters würden wir aber den Rest des Abends im Zelt verbringen. Auch blöd. Und hier auch irgendwie unheimlich. Ich sage nur „Das finstere Tal“.
Also suchen wir uns ein Hotel und werden in Humpolec schon beim zweiten angefahrenen Haus fündig. In Humpolec wird das Bier Bernard gebraut, und die Brauerei ist auch Sponsor des Festivals, dessen Pre Opening (es ist Donnerstag) wir besuchen. Zu futtern gibt es hier nix für uns, die Band macht aber Spaß und das Bier ebenfalls. Bernards braut lauter verschiedene Sorten, lassen wir uns erklären, inhaltlich habe ich jedoch wenig verstanden. Verdammt. Am Wochenende muss das hier eine riesige Veranstaltung werden, die Bühne jedenfalls könnte man ohne Scham Metallica anbieten.
Wir nutzen die Gelegenheit des Komforts im Hotel außerdem, um unsere Imprägnationsmitteldampfverseuchten Klamotten waschen zu lassen und das nasse Zelt zu trocknen. Glücklicherweise hat das Zimmer einen sehr großen Balkon. Die Rechnung am nächsten Morgen frischt eine bereits gemachte, jedoch vorübergehend verdrängte Erfahrung auf: Service hat seinen Preis. Die fluffig frisch duftende Wäsche verdoppelt unsere Hotelrechnung auf die Schnelle. Nun ja, zum Glück haben sie nicht gemerkt, dass wir Ihnen Dank des leichten Katers das Frühstücksbüffet über die Maßen wechjefuttert haben.
Am nächsten Abend haben wir Glück, in Rožnov pod Radhoštěm lässt uns ein netter Mann gegen ein Taschengeld und das Versprechen, am nächsten Tag um 08:00 Uhr zu verschwinden, auf dem Campingplatz übernachten. Dann nämlich wird der Family Day aufgebaut. Man täte den Familien etwas besseres Wetter wünschen. Als wir um 08:00 Uhr des nächsten Morgens noch die Taschen auf den Mopeds festzurren, werden wir schon von Bänken und Stühlen sowie den Menschen, die diese auf den richtigen Platz – just den, auf dem wir unser Lager aufschlugen – arrangieren, umzingelt.
Nun aber los. Unser Ziel in der Slowakei, Myjava, ist einem der Arbeiter bekannt und er hält es für eine gute Wahl. Dort findet ein volkskünstliches Festival statt, welches wir gern besuchen möchten. Zur Einstimmung besuchen wir in Rožnov mit großer Freude noch das Walachische Freilichtmuseum.
Der böhmischen Küche mit ihren deftigen Fleischgerichten nähern wir uns kaum. Brr, nichts läge mir ferner. So schummeln wir uns mit Salat italienischer Art, gegrilltem Gemüse und Tomate Mozzarella durch. Bös, ziemlich ignorant, ich weiß. Positiv erwähnen kann und muss ich jedoch das Brot. Eine Art Graubrot mit Kümmel gebacken, großartig, hoffentlich gibt es das in der Slowakei auch noch!
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