Dem Tipp des Pitstoppers folgend, ist unser erstes Ziel Karlovy Vary (Karlsbad). Auf dem Weg dorthin sehen wir das Falkenauer Becken, ein riesiges Braunkohletagebaugebiet, die Ausmaße sind unglaublich, wenn man es nicht gesehen hat.
Karlsbad lockt mit seinem historischen Stadtkern viele Besucher. Die Häuser aus der Jahrhundertwende haben überwiegend sanierte Fassaden in den unterschiedlichsten Farben, und die Besucher entsprechen der typischen Kurzielgruppe. Restaurants und Cafés wechseln sich mit Geschäften und Hotels ab. Und viele davon erscheinen erstaunlich vertraut. Jedoch verbringen wir trotz der zwei Nächte, die wir bleiben, nur wenig Zeit in der Stadt. Ein Mittagessen, etwas bummeln, ein paar Fotos und dann spazieren wir doch heim zum Zeltplatz, der etwas außerhalb der Stadt gelegen ist.

Bunte, sehr gepflegte Häuser. Sehr Kurort-like.

Damit der Gärtner was zu tun hat, wird das Datum jeden Tag neu bepflanzt.

Hier erledigen wir einige Dinge, die wir daheim nicht mehr schafften. Die Stiefel werden geputzt und Henning baut die in Kassel erworbene Ausklapphilfe seines Seitenständers an. Die USB Steckdose an Hennings Moped ziert sich jedoch und funktioniert allen Mühen zum Trotz auch hinterher nicht. Aber meine läuft ja. Wenigstens im Moment noch. Henning läuft auch. Er hat tatsächlich seine Laufschuhe dabei und dreht eine Runde. Und auf dem Rückweg schaut er nochmal im Supermarkt vorbei. Der heißt hier Albert und verkauft nahezu alles. Daher sind wir jetzt auch stolze Eigentümer von 20 Wäscheklammern. Ein Standardeinkauf berücksichtigt zur Zeit folgende Dinge: Wasser, Nüsse oder Studentenfutter, ein Obst (Reuschi), einen Joghurt (Albi) sowie ggf. etwas Brot. Na gut, es war auch schon mal eine Flasche Wein dabei. Den restlichen Aufenthalt werden wir uns jedoch auf Bier verlegen, der örtliche Cabernet Sauvignon ist schwarz und zäh wie Tinte und schmeckt nach Ölgemälde. Mag Pech gewesen sein, aber schließlich befinden wir uns im Geburtsland des Pils, das müssen wir unbedingt erleben.

Karlsbad. Die Sonne brennt.

Auch bei den Garagen mag man es hier farbenfroh.

Ich nutze die Zeit um das Zelt zu imprägnieren. Nachdem ein Großteil unserer Wäsche erbärmlich nach dem Zeug – aufgrund übelster Ausdünstungen der original verpackten Flasche in Verbindung mit dem Transport in der gleichen Tasche – riecht, transportiere ich die Flasche seit Heidelberg außen an den Koffer gebunden und freue mich auf den Zeitpunkt, an dem sie uns verlässt. Geeignete Schutzkleidung soll ich tragen, außerdem bei Kontakt mit Haut oder Haar sofort duschen, bei Augenkontakt oder versehentlichem Einatmenden ab zum Arzt. So trage ich während des Aufsprühens Sonnenbrille, die eigens hierfür mitgebrachte Staubmaske, Plastiktüten über den Armen und sehe aus wie ein Stormtrooper. Peinliche Fragen der anderen Zeltplatzbewohner bleiben mir erspart. Die Sprachbarriere birgt auch Vorteile.

Bertil, der alte Knipser, hat wieder zugeschlagen.

Der Karlsbader Zeltplatz – eigentlich nur ein gepflegter Hinterhof mit sanitären Anlagen. Aber hübsch war’s dort.