Mit unserem kleinen Reisetäschchen in der Hand spazieren wir zum Bahnhof. Da wir durch den Square Saint-Louis gehen, können wir noch kurz die Eichhörnchen füttern. Sie leben hier auf den hohen, derzeit noch kahlen Bäumen und sind einfach zu putzig, als dass wir vorbei gehen könnten. Heinz Sielmann hätte mit nasaler Stimme von ‚possierlichen Tierchen‘ gesprochen, da bin ich ganz sicher.

Der Bahnhof ist ungewohnt ordentlich und organisiert. Vor blitzsauberen Glastüren sitzen Menschen manierlich geordnet nach Fahrziel und warten artig, bis sie eingelassen, bzw. rausgelassen werden. Und dann dämmert es uns. Der Orléans Express ist gar keine Eisenbahn, wir haben eine Busfahrt gebucht. Die Menschen warten auf die Ankunft ihres Busses. Krass, wie schräg ist das denn? Werden sie uns Häkelwaren und Heizdecken verkaufen? Wird mir furchtbar übel werden und ich erbreche mich auf besagte Waren? Können wir das noch umbuchen?

 

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Tatsächlich können wir nicht einmal eine Coke kaufen, was in Anbetracht meines Blasenvolumens eher als Vor- als als Nachteil einzuordnen ist. Die Fahrt verläuft ereignislos, nahezu langweilig und rund dreieinhalb Stunden später erreichen wir Québec. Scheinbar hält sich der Winter in Québec noch hartnäckiger, als in Montréal. Die Schneemützen verleihen der putzigen Altstadt einen fast märchenhaften Glanz. Wir beziehen ein zauberhaftes Zimmerchen, mit Sicherheit das allerschönste im ganzen Hotel, wenn nicht sogar in der ganzen Stadt, machen uns aber gleich wieder auf den Weg: Bayern spielt gegen Lissabon im Champions League Viertelfinale, wir brauchen einen Fernseher!

 

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Die hübschen Gebäude sehen wir nur aus den Augenwinkeln, schließlich gilt es das Fernsehprogramm der Kneipen zu checken und Kneipen gibt es reichlich. Die meisten übertragen ein Radrennen, dass mir eher einem Sonntagsausflug als einem Wettkampf ähnelt, alternativ Eishockey oder Golf. Aber auf die Iren ist Verlass. In einem unerwartet hellen, aber heimeligen Pub, der vermutlich St. Patrick oder Shamrock oder ähnlich grün und regnerisch heißt, werden wir sesshaft, schauen das Spiel, futtern Burger und trinken reichlich kühles Bier, auf das sie sich hier ausgezeichnet verstehen. Das Spiel endet 2:2 und wir fallen relativ früh und etwas angetrunken ins Bett.

 

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Québecs historische Altstadt besteht ausschließlich aus Touristen und Geschäften, Restaurants und Hotels, die ihr Angebot aufs gleiche ausgerichtet haben. Zu meinem großen Verblüffen ist die englische Sprache hier dennoch exotischer als in Montréal. Hierdurch ist der Erwerb von Briefmarken für alle Beteiligten eine unerwartete inhaltliche und zeitliche Herausforderung. Am Ende bekommen wir aber auch ganz besonders zauberhafte Marken, wie ich finde.

 

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Wir spazieren vergnügt durch die Stadt, die tatsächlich noch von der historischen Stadtmauer umgeben ist, trinken ab und an einen heißen Kaffee und erfreuen uns am Schnee und der Aussicht. Der Besuch des Musée national des beaux-arts du Québec fällt leider aufgrund des Europa League Viertelfinales Liverpool gegen Dortmund ins Wasser, das wir beim bewährten Iren schauen. Unnötig aber verdient gewinnt Liverpool 4:3 und wir ärgern uns doppelt, wären wir doch bloß ins Museum gegangen. In etwas gedrückter Stimmung bewundern wir noch etwas die weißen Grünflächen Québecs und deren zahlreiche Besucher. Ungeplant aber offenbar unvermeidlich dieser Tage landen wir zum Abendessen erneut in einem fröhlichen irischen Lokal mit brauchbarer Livemusik.

 

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