Zuallererst stapfen wir auf den Mont Royal, den Namensgeber und die einzige nahezu ernstzunehmende natürliche Erhöhung der Stadt. Die Hauptwege sind im großen und ganzen geräumt, und so schlittern wir nur selten über Eisflächen, um zum wirklich recht schönen Aussichtsplatz zu gelangen. Und über die Steigung lachen wir dank reichlicher Übung in San Francisco nur. Wir sehen die ersten Eichhörnchen, mit grauem Fell und deutlich größer, als die kleinen roten Vertreter bei uns daheim. Sie flitzen zu den Vogelfutterplätzen und klauen die Körner. Erstaunlich zutraulich sind sie und furchtbar niedlich. Der Entschluss ist gefasst, wir werden sie füttern müssen!
Mit kalten Fingern und Ohren machen wir uns auf den Heimweg in die Stadt und wärmen uns bei ‚Juliette et Chocolat‘ wieder auf. Ich glaube, hier gibt es wirklich jede Köstlichkeit, die jemals aus und mit Schokolade geschaffen wurde! Als ich endlich begreife, dass es auch Kaffee gegeben hätte, habe ich schon eine heiße Schokolade bestellt. Ungewohnt, aber lecker. Das Gebäck ist köstlich und so hübsch anzusehen, dass man es fotografieren wollte. Wir können uns gerade noch bremsen und futtern es statt dessen glücklich auf.
Bisher nahm ich an, Montreal wäre zweisprachig, aber das trifft es nicht richtig. Zuallererst wird französisch gesprochen, Speisekarten sind oftmals zweisprachig, aber nicht immer und Durchsagen am Bahnhof beispielsweise sind ausschließlich französisch. Meist kommen wir trotzdem ganz wunderbar zurecht, zumal die Montrealer ausgesprochen freundlich und rührend hilfsbereit sind. Ganz unauffällig aber effektiv unterwandert Montréal die uns ganz geläufigen Namen internationaler Geschäfte. Aus ‚Starbucks Coffee‘ wird ‚Café Starbuck‘ und, mein Favorit, aus ‚The Body Shop‘ wird ‚Le Body Shop‘ (Anm. von Vincent Vega: Ob aus dem Big Mac auch ‚Le Big Mac‘ geworden ist, können wir leider nicht sagen – im McDonald’s waren wir nicht…). Ist das nicht allerliebst?
Brr, 30°C weniger als noch vor sechs Wochen, das lässt sich nicht schönreden. Die Kälte zaubert zwar eine rosige Gesichtsfarbe aber auch blaue und steifgefrorene Finger. Aber, Montréal ist einfach charmant und wir fühlen uns sehr wohl hier. Man muss halt häufiger einkehren, um sich aufzuwärmen. Cafés und Kneipen sind erfreulicherweise zahlreich vorhanden. Nirgends zuvor sah ich so viele Kirchen, manche tragen jetzt Balkone und beherbergen Wohnraum. Und aus dem nichts heraus ragt hier und da ein höllehässlicher Betonklotz, manchmal wirkt es so bizarr, dass wir lachen müssen. Es überwiegen aber ehrwürdig alte, zweistöckige Häuser aus beigefarbenem Sandstein oder rotem Backstein, meist mit glänzend schwarz lackierten, eisernen Eingangstreppen und teilweise mit erstaunlich farbenfrohen Dächern. Nahezu in jedem Haus, das wir sehen, würden wir ausgesprochen gern wohnen. Oftmals wäre das auch möglich, denn vieles steht leer und wird zur Vermietung oder zum Verkauf angeboten.
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