Das Gefühl des Wiedererkennens ist hier allgegenwärtig. Schuld ist natürlich die Filmindustrie, die San Francisco gern und häufig als Kulisse wählt. Nun ja, genau genommen bin ich natürlich selbst schuld, ich müsste die Filme ja nicht ansehen. Sei es drum. Neben dem gewundenen Teilstück der Lombard Street hat sich die Golden Gate Bridge als Bühne für Intro oder Showdown auf die Netzhaut gebrannt: Godzilla, Star Trek und X-Men, Dirty Harry und Vertigo, Basic Instinct, Interview mit einem Vampir oder auch Im Angesicht des Todes, einem eher unpopulären James Bond Film mit Roger Moore, dem ich wirklich niemandem ans Herz legen möchte.

 

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Die rote Hängebrücke ist so präsent, dass der erste Wow Effekt einfach ausbleibt. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich sie zum ersten Mal sah. Aber trotzdem, immer wenn uns die Hügel von San Francisco den Postkartenblick auf die Brücke gewähren, halten wir einen Moment inne und schauen sie an. Völlig zurecht ist sie das Wahrzeichen der Westküste, ist sie nicht wunderschön? Zwei stolze Pfeilerpaare, die aus dem Meer – und meist dem Nebel – ragen, die beiden fast filigran wirkenden Stahlseile, die sie halten, gewaltig und anmutig zugleich? Im unverwechselbaren ‚International Orange‘ – das ursprünglich nur als provisorischer Rostschutzanstrich gedacht war – verbindet sie San Francisco mit dem Festland, als gehörte sie schon immer zur Landschaft.

 

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Finanziert durch die Bank of Italy – zu Baubeginn fusionierte diese jedoch schon mit der Bank of America – wurde sie nach rund vier Jahren Bauzeit 1937 eröffnet was kurz nach dem Börsencrash schon eine große Sache war. Die Mauteinnahmen deckten tatsächlich den Kapitaldienst und besorgen noch heute die kostenintensive Wartung und Instandhaltung der Brücke.

 

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Kevin und Kenneth zeigen uns das schillernde Nachtleben der Gayszene und mit Drag, Liedern aus den 90igern (Anm. des DJs: N’Sync, Britney Spears und natürlich den Backstreet Boys. Party as long as you love me…), Jägermeister (Anm. des Barkeepers: Sorry, dass ich schon wieder dazwischengrätsche. Aber folgende wichtige Info muss ich an dieser Stelle noch loswerden: DAS Szenegetränk in San Francisco ist tatsächlich Fernet Branca! Genau, das Hustensaftzeugs! Die machen hier einen riesigen Umsatz. Man sagt, er habe magische Kräfte…) und allerlei ChiChi feiern wir, bis die Füße schmerzen und die Sperrstunde die Party nach Hause verlegt. San Francisco bringt schon verdammt viel Spaß! ‚This is San Francisco, not the USA‘ scheint der heimliche Wahlspruch der Stadt zu sein. Und tatsächlich ist die Stadt mit den steilen Hügeln – deren Ausblicke einem immer wieder das Lächeln ins vor Anstrengung gerötete Gesicht zaubern, den herrlich verschiedenartigen und individuellen Stadtvierteln, dem Nebel und dem Duft nach Blumen, hier und da auch mal Gras – einzigartig.

 

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Krankheitsbedingt fallen der Yosemite Nationalpark und Sausalito für uns leider aus. Seit Kirgistan hat es uns nicht mehr so fies erwischt. Nun verbringen wir abwechselnd einige Tage im Bett und auf der Couch. Was für ein Glück, dass die Wohnung so zauberhaft ist, so gesundet es sich doch gleich viel leichter. Aber einen Besuch bei St. George Spirits lassen wir uns nicht nehmen. Mit Bahn, Bus und langem Fußmarsch machen wir uns auf ins Gewerbegebiet von Alameda, einer kleinen Insel vor Oakland. Neben Gin, Absinth, Brandy und Vodka brennen sie hier einen hervorragenden Rum, den eigentlichen Grund unseres Besuchs. Jedoch ist er ausverkauft und, im Gegensatz zu den anderen für uns jedoch nicht so furchtbar interessanten Spirituosen, Zuhause nicht erhältlich. Ganz unerwartet, jedenfalls für mich und Dank dem Einsatz der freundlichen Damen und Herren vor Ort, wird uns jedoch in einem nahe gelegenen Fachgeschäft eine der letzten Flaschen (Anm. des Rumschmugglers: Um genau zu sein: Die letzten beiden in Kalifornien verfügbaren Flaschen!) zurück gelegt, die wir nun voller Freude nach Hause tragen.

 

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