In Gedenken an im Jemen umgekommene omanische Soldaten ist spontaner Nationalfeiertag ausgerufen und entsprechend voll ist es an der Grenze in die VAE. Wir planen heute die Einreise nach Fujairah, und ganz offensichtlich sind wir mit dieser Idee nicht allein.

Unendliche Autoherden werden zu etwas übersichtlichen Autoschlangen und dann geht es eigentlich recht schnell. Und dank Hennings Kreativität bleibt es sogar kostenlos. Mit großem Einsatz überzeugt er den Zöllner davon, dass es sich bei der  Abkürzung UA auf der Kopie der Grünen Versicherungskarte nicht etwa um die Ukraine handelt, vielmehr sei es eine deutsche Abkürzung der VAE (United Arabs, you know?) und daher würden wir nun auch keine weitere Versicherung abschließen brauchen. Nach einigem Zögern lässt der Herr es durchgehen, rächt sich aber mit dem Einwanderungsbogen, den wir nun auszufüllen hätten. Ich glaube, er hat ihn anschließend ungelesen in den Papierkorb geworfen. Kam mir vor wie das Antragsformular für eine Partnervermittlung. Neben allerlei langweiligen persönlichen Dingen haben wir tatsächlich auch bestätigt, dass wir innerhalb von vier Wochen ausreisen würden, wenn wir unseren Job in den Emiraten verlieren würden. Ich sehe ein, für eine Partnerschaft ist das vielleicht etwas nüchtern, aber jemand, der gar nicht die Absicht hat zu arbeiten, wundert sich auch etwas.

Landschaftlich ist die Ostküste der VAE recht sandig und ansonsten wenig spannend.

Die Strände der Westküste der VAE sind gar nicht so angenehm leer, wie wir es im Oman kennenlernten. Ganz im Gegenteil, wir sind froh, als wir 40 km nördlich von Fujairah noch ein winziges Eckchen finden. Aber lustig ist es hier. Die meisten Besucher sind in großen Gruppen gekommen und entsprechend ausgelassen ist die Stimmung:

Zu unserer Rechten stehen zwei Autos – riesige Geländewagen, was auch sonst – so weit auseinander, dass mindestens zwei weitere in der Mitte parken könnten. Statt dessen liegen dazwischen einige Decken und über die Reling der Wagen sind lange weiße Tücher gespannt. Welch kluge Idee, die Sonne brennt wirklich erbarmungslos. Unter dem Pavillon flitzen Kinder umher, Männer grillen und Frauen plaudern.

Den Platz zu unserer Linken hat eine Gruppe internationaler Gastarbeiter erobert, wie unschwer an der deutlich freizügigen Badekleidung zu erkennen ist. Sonnencreme statt Pavillon, Bier statt Tee.

Ab geht die Paadie und die Paadie geht ab…

Und vor uns finden eine Gruppe grüngewandte Männer ihren Platz. Sie schleppen Stühle, Brennholz, Kühlboxen und Grills und machen sich dann ans Werk. Einer der fünf nimmt die Sache deutlich ernster als die anderen. Aufgeregt scheucht er die anderen hin und her, wenn etwas am Grill nicht zu seiner Zufriedenheit geschieht. Seiner Körperform sieht man die Expertise in Sachen Futter an. Tatsächlich bekomme ich immer ein wenig Angst, wenn er sich wieder arg aufregt.

Die Emiratis von rechts versorgen uns mit Nahrung. Wir bekommen frisch frittierte Teigteilchen mit Datteln, arabischen Kaffee, gegrillte Maiskolben. Es ist mir unerklärlich, wie sie all diese Dinge am Strand zubereitet haben, aber sie schafften das mit Bravour. Übrigens besuchen sie Deutschland jedes Jahr. Sie fahren an den Tegernsee. „Tegernsee“ auf arabisch-englisch klingt herrlich!

Die ausgelassenen Gastarbeiter beginnen nun auch zu grillen und die Grünen hören Musik und entzünden ein Feuer. Nun ja, es dauert ein wenig, vermutlich ist es ihr erstes. Der Dicke verschwindet sauer in seinem Wagen und tippt Nachrichten in sein Mobiltelefon. Der Wagen läuft übrigens die ganze Zeit. Warum auch immer.

Viele Badegäste machen sich auf den Heimweg und die freiwerdenden Plätze werden sofort von Neuankömmlingen übernommen. Kleine Feuer erhellen den Strand und überall spielt Musik. Ab und an rasen Quads den Strand entlang oder auch der eine oder andere Geländewagen. Da die Zelte mittlerweile dicht an dicht stehen schwindet unsere Sorge, des Nachts aus Versehen überfahren zu werden und tatsächlich sind wir am nächsten Morgen unversehrt, wenn auch etwas müde im Gesicht.

Blick vom Strand aus auf Snoopy Rock.