Die Ausreise aus Andorra ist – auf jeden Fall auf dem Grenzübergang nach Frankreich – zügig und problemlos. Schlimme Geschichten hatten wir vorab über ausgepackte Taschen und stundenlanges Warten gehört, umso schöner, dass es so leicht ist!
Ein letztes mal genießen wir Berge und Flüsse und machen uns auf in Richtung Mittelmeer. Ganz an die Küste fahren wir nicht, Figueres ist unser Ziel. Direkt neben dem Dalí Museum beziehen wir für zwei Nächte ein sehr buntes Hotel, freuen uns über den riesigen Balkon mit Blick auf das Städtchen und die Nähe zum Rambla. Wir bringen einen großen Sack Wäsche in die Wäscherei, parken die Mopeds in einer Garage – die Polizei zeigt Erbarmen, obwohl wir für die kurze Strecke auf die Helme verzichten – und machen uns auf, die Stadt zu erkunden.
Eine Band spielt auf der Straße, die Menschen strömen zusammen. Schön ist es! Am nächsten Tag besuchen wir das Museum, bummeln durch die Straßen, lesen auf dem Rambla und genießen das Treiben der Stadt und die Zeit allein im Trubel. Abends verschwinden die Touristen wieder an die Orte am Meer, auf dem Rambla spielt eine Kapelle aus Kontrabass, Querflöte, Klarinetten und anderen Blechbläsern und die Menschen tanzen in großen Kreisen. Es bilden sich immer mehr Kreise. Viele ältere Menschen haben sich Stühle mitgebracht um in den Tanzpausen zusammen sitzen zu können. Das urbane Leben ist so schön!
Ein kleines Zwischenfazit: die Franzosen schmücken ihre Orte mit unzähligen blühenden Blumen, verzieren die Verkehrsinseln, schmücken die Häuser und sprechen weiches französisch, die Spanier halten es schlichter, auf den Balkonen trocknet Wäsche und zähe Grünpflanzen werden am Leben erhalten. Aber es ist quirlig. Cafés sind entweder leer oder voll, dazwischen gibt es nichts!
Am nächsten Tag fahren wir früh los, Marseillan-Plage, unser ursprüngliches Ziel, lassen wir auf der Strecke liegen und fahren gleich weiter in die Camargue. Das Land ist flach wie Schleswig Holstein, die Rohne ist allgegenwärtig, oft riecht es etwas nach Ebbe. Hier gibt es rosafarbene Flamingos, Stiere, weiße Pferde, Libellen, Mücken und sehr viele Touristen.
Vor allen Mücken und Touristen! Wäre die Fahrt nicht schon so weit gewesen, wir würden flüchten! Doch wir sind müde, das Wetter ist drückend und so nehmen wir den Campingplatz, den wir nach erster Besichtigung als ungeeignet eingestuft haben, einfach weil der zweite noch viel schrecklicher ist. Beim Zeltaufbau zerstechen uns die Mücken, wir duschen, kaufen für 10 Taler ein Mückenspray und gehen in den furchtbaren Ort Saintes Maries de la mer. Dort essen wir zu Abend, trinken Unmengen Cola und lachen über den Trailerbootpark. Wir sitzen noch etwas am Strand und sind sicher, morgen wieder ins Landesinnere zu fahren. Geweckt werden wir, nach einer Nacht ohne Mücken im Zelt, von einem quengelnden Mädchen, welches irgendetwas, was der Bruder bekam, mich bekam. Das Mädchen ist der unglücklichste Mensch den ihr euch vorstellen könnt. Gestern quengelte sie schon entsetzlich, als der Bruder zuerst duschte. Nie war das Leben gemeiner zu jemandem!
Die Sonne lacht und wir bleiben. Wir schlagen das Sonnensegel am Strand auf und planschen im warmen Mittelmeer. Zwischen all den braunen Menschen sehen wir aus wie Vampire!
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