Das allerschönste ist vielleicht der Duft. Alle, aber wirklich alle Omanis sind parfümiert. Oft auch die Autos, die Eingangsbereiche in öffentlichen Gebäuden und auch durch die Innenhöfe flitzt ab und zu ein Mensch mit Räucherschalen. Und was irgendwie schlimm klingt, quasi nach Duftbaum im Opel Kadett oder Wahrsagerzelt auf der Kirmes, ist in Wirklichkeit fantastisch, unaufdringlich und schnell vertraut. Scheinbar sind wir hier das einzig Geruchlose, jedenfalls, wenn die letzte Dusche nicht allzu lang her ist.

Wir fahren zum Wadi Al Hoqain. Die Faszination Wadi erklärt sich einem direkt nach der Ankunft. Das Flussbett ist fast trocken, aber hier und da fließt noch Wasser, kleine Fische tummeln sich darin, Felsen laden zum Sitzen, kleine Wasserfälle zum Duschen und Becken zum Planschen ein.  Der perfekte Platz für ein Picknick. Es wäre schön, wenn wir hier zelten könnten und daher macht Henning sich auf die Suche nach einem geeigneten Platz am Ufer. Fündig wir er nicht, statt dessen rutscht er aus und prellt sich ordentlich die Rippen. Auch der Fuß ist ordentlich abgeschrammt, verdammt.

Weiter müssen wir dann irgendwann trotzdem. Viele Bewegungen fallen Henning schwer, vor allem das Lachen. Einen Zeltplatz finden wir am gleichen Flusslauf, jedoch ist die Stelle längst nicht so spektakulär. Wir schlagen das Zelt ganz am Rand auf, die einzige Stelle, die hier nicht bepflanzt ist. Die Region Al-Batina ist quasi die Salatschüssel des Omans, ein großer Teil der Landwirtschaft findet hier statt.

Die erste Bewässerung überstehen wir noch unbeschadet. Die Leitungen liegen weit entfernt und der Mann, der das Wasser lenkt, meint auch, wir bräuchten uns keine Sorgen machen. Das Bewässerungssystem ist steinern und je nachdem, wo Überläufe entstehen sollen und wo nicht, werden Dämme geöffnet oder aber nicht. Die Felder selbst sind mit Erdwällen in kleinere Abschnitte unterteilt, die wiederum das Wasser lenken.

Bei der zweiten Flutung suchen wir uns einen neuen Zeltplatz weiter entfernt vom Aquädukt und bei der dritten Flutung sind wir froh darüber, nicht mitten im Wasser zu zelten.

Der Besuch der Wadi ist eine der liebsten Freizeitbeschäftigungen der Omanis und so kommen am Abend noch viele Autos, Feuer werden entzündet, es spielt Musik und die großen Picknickkörbe werden rausgeholt. Die Geländewagendichte ist hier sehr hoch, und da die Wadis als Straße genutzt werden, sobald diese trocken genug sind, scheint dies durchaus gerechtfertigt. Tatsächlich kann ich mir schon nach kurzer Zeit nicht mehr vorstellen, etwas anderes als einen Geländewagen zu fahren. Schräg, bisher hatte ich daran wirklich gar kein Interesse. Verflixter Herdentrieb!