Wir fahren über perfekte Straßen durch die Stadt. Die Leitplanken sind in dichten grünen Hecken versteckt und bunte Blumen leuchten aus kreisrunden Beeten. Glänzende, riesige Geländewagen begleiten uns, die Sonne lacht, nur ein Schleifgeräusch stört die Idylle: Schrabschrab, schrabschrab, schrabschrab. An der Tankstelle – an der es natürlich jede Art von Sprit zum günstigen Kurs gibt – finde ich den Störenfried erst einmal nicht. Die Gelegenheit wollen wir zum Reifendruck prüfen nutzen, denn Tankstellen bieten hier all die praktischen Sachen, die wir von Zuhause gewöhnt sind, es gibt sogar Mülleimer. Doch scheinbar haben die Reifen hier andere Ventile, Luft tanken klappt trotz der Hilfsbereitschaft dreier Mitarbeiter nicht. Ein Reifenhändler wenige Kilometer weiter weiß Rat, fördert aus den Tiefen seiner Schublade einen Adapter hervor und füllt uns schnell und kostenlos die Reifen. Wirklich nette Leutchen sind das hier.

Das Schrabgetäusch bleibt. Ich hasse das, irgendwas stimmt doch ganz offensichtlich nicht. Auch eine weitere Kontrolle am Straßenrand bringt keine Erleuchtung. Drei Kilometer später halte ich schon wieder an. Die Kette ist etwas locker, und weil der Haltestreifen so großzügig ist, spannt Henning sie mir liebenswürdigerweise gleich Vorort. Das Schrabben ist zwar nicht verschwunden, scheint aber leiser geworden zu sein.

Sogar bei den Ausfallstraßen hat man sich viel Mühe gegeben. Diese sind – übrigens auch außerhalb der Ortschaften – durchgehend beleuchtet.

Wir sind auf der Suche nach dem Wadi Siji. Ein Wadi ist ein überwiegend trockenes Flussbett, welches nur nach starken Regenfällen wirklich viel Wasser führt und dessen Ufer, wenigstens streckenweise, schön bewachsen sind. Wir finden jedoch nur das wirklich trockene Flussbett, was nicht grade zum Picknick einlädt. Ein Stückchen folgen wir ihm noch, dann geben wir auf und machen uns auf Richtung Grenze zum Oman. Heute werden wir diese nicht mehr erreichen, aber der Weg durch das Hadschar-Gebirge gefällt Motorradfahrerherz und Auge, daher haben wir es nicht eilig anzukommen.

Ich kippe gleich vor Hunger aus den Latschen, wir müssen daher unser Abendessen auf einer etwas unwirklichen Verkehrsinsel aus Geröll kochen. In diesem gut organisierten Land gibt es sogar auf einsamen Verkehrsinseln Mülleimer, und so brauchen wir unseren Abfall nicht wie sonst mit ins nächste Dorf nehmen. Es ist wirklich sehr angenehm, die Emirate zu bereisen.

Am Abend schlagen wir unser Zelt etwas abseits der Straße im „Ostzipfelchen“ Dubais auf. Obwohl die Landschaft recht kahl ist, gibt es vereinzelte Bäume und Büsche und auch wieder einen Mülleimer. Eine syrische Familie picknickt in der Nähe und wir verbringen den Abend  zusammen, bis sie sich auf den Heimweg machen. Zurzeit leben sie in Dubai, der Vater kann dort arbeiten und es geht ihnen gut. Trotzdem wollen sie unbedingt wieder zurück in die Heimat. „Was ist ein Mann ohne sein Haus?“, fragt er traurig. „So habe ich nichts erhalten für meine Kinder.“ Er zeigt uns viele Bilder aus Syrien: Landschaft, Bauwerke, aber auch Tische, die vor Köstlichkeiten fast zusammenbrechen, seine Kinder beim Sport und in der Moschee, sein Elternhaus und die heimischen Felder. Außerdem trinken wir zusammen den leckersten Tee auf der bisherigen Reise.