Obwohl wir mit Schlafsäcken bewaffnet sind, eignen sich die Sitzreihen nicht für eine erholsame Nachtruhe. Dabei schienen die Voraussetzungen gut. Es sind nicht allzu viele Passagiere auf dem Dampfer und diejenigen, die Fahrzeuge dabei haben, wählen diese für die Übernachtung. Platz haben wir also wahrlich genug. Die Sitzreihen selbst sind das Hindernis. So sind zwischen den einzelnen Sitzschalen Hebel angebracht, mit denen man die Lehne verstellen könnte, würden sie denn funktionierten. Tun sie nicht. Außerdem stehen die Biester über die Sitzfläche hinaus und drücken den Liegenden in Hals, Rippen, Hüfte und Kniekehle.

Dies wiederum gibt mir Gelegenheit auf Deck den wunderschönen Sonnenaufgang zu verfolgen, denn schon sehr früh halte ich es auf den Sitzen nicht mehr aus.

Sharjah erreichen wir am späten Vormittag, die Einreise bringt Spaß und ist zügig erledigt. Männer, Frauen und Touristen sitzen getrennt in drei Blöcken in der Wartehalle, bis der Beamte mit dem begehrten Stempel kommt. Ein weiterer Beamte bestimmt die Reihenfolge: Zuerst Mütter mit Kindern, dann Touristen, dann Frauen, zuletzt die Männer. Kennt man ja von sich selbst, erst die Vitamine, dann das Dessert. Andererseits ist das Leben ungewiss, man sollte besser mit dem Dessert beginnen, bevor keine Zeit mehr bleibt. Schließlich gilt es die Fahrzeuge abzufertigen. Der Geruch von Willkür, Betrug und Bakschisch schlägt uns aus einem unauffälligen kleinen Container entgegen. Irgendein „Agent (?)“ weigert sich, die Carnets und Abfertigungspapiere rauszurücken, sofern wir ihm nicht 225 US$ bezahlen, was erstens an sich schon eine Frechheit ist und zweitens mehr ist, als die riesigen Wohnmobile bezahlen müssen. Und auch wenn wir es nach 5 Monaten wirklich besser wissen sollten, zahlen wir nicht. Stunden später ist die unbändige Wut stiller Resignation gewichen. Soldaten und Beamten sprechen mit Unglaube und Engelszungen auf den Mann ein, er aber versteckt sich – wahrscheinlich nicht einmal unberechtigt – hinter Vorgesetzten bei der Schiffslinie, welche heute aber natürlich nicht erreichbar sind. Unter bösen Flüchen zahlen wir am Ende die geforderte Summe, schließen den Zollvorgang ab und ärgern uns gleichzeitig schwarz, den Tag so verschwendet zu haben. Würden wir es beim nächsten Mal wieder so machen? Ich hoffe nicht. Gerne hätte ich mich noch von den anderen Reisen verabschiedet, gemeinsam den Duty Free Shop nach Alkohol geplündert und E-Mail-Adressen ausgetauscht, statt dessen verbrachten wir den Tag teetrinkend in verschiedenen Amtsstuben und zahlten nachher noch Nachmittagsaufschläge für die Einführung der Fahrzeuge. Chance vertan.

Alter Bekannter aus Hamburg?

Freundliche aber zurückhaltende, Menschen, unzählige Palmen und Blumen, riesige, neue und blitzsaubere Autos, die perfekten Straßen in der hübschen Stadt, riesige Supermärkte mit allem, was das Herz begehren könnte, die Abwesenheit von sichtbarem Müll und Schutt, Hotels die wirklich funktionieren, die Emirate machen es einem sehr leicht anzukommen.

Die noch immer hohe Fremdarbeiterquote sorgt für ein buntes Stadtbild, verschiedenste Restaurants und dafür, dass jeder, wirklich jeder, Englisch spricht. Und hätten wir uns mit Sharjah nicht für das einzige der sieben Emirate entschieden, in dem Alkohol nicht einmal in dunklen abgetrennten Supermarktecken an Un- und Andersgläubige verkauft wird, säßen wir jetzt mit einem Glas Rotwein in der Hand auf der Poolterrasse des Hotels. So jedoch müssen wir uns noch etwas gedulden und kümmern uns statt dessen mit teutonischer Gründlichkeit um die dinglichen Dinge, praktischerweise hat unser Zimmer nämlich eine Waschmaschine.