Ein Hoch auf die Doppel-USB-Bordsteckdose! Die böslichen i Telefone schaffen auch bei weniger Benutzung – und die ist während des Urlaubs eindeutig gegeben – zwei Tage. Allerdings behindert die Buchse den Zündschlüssel ziemlich. Aber egal. Pyla-Sur-Mer glänzte nicht allzu sehr mit schönem Wetter. Im Schweiße unseres Angesichtes bauten wir das Sonnensegel am Strand auf, und dann kam die Sonne niemals hinter der Wolkendecke hervor! Nach einer Stunde entschieden wir uns für einen Spaziergang am Strand. Dumm guckten wir, als der Sand außerhalb unseres geschützten Bereichs schön warm war. Der Tag begann lustig. Das Unwetter hatte das Bild des Campingplatzes leicht verändert. Die Ränder des Platzes hatte sich die Düne erobert und Nadeln, Zapfen und Sand renaturierten die Flächen. Die Camper, ein unverwüstliches Völkchen wunderlicher Menschen spuckten in die Hände und fegten und bastelten ihrer Ferienoase wieder das bekannte Gesicht. Zelte wurden getrocknet oder gleich entsorgt, Wohnwagen gewienert, Plasikterrassen gefegt. Das gepuzzele gibt dem Menschen Halt, so auch uns.
Außerdem stellten wir fest, dass uns sehr wohl Toilettenpapier zur Verfügung gestellt wurde, dies jedoch blattweise im Bereich vor den Toiletten entnommen werden musste. So lernt der gemeine Camper seinen Charakter kennen: 8 Blatt oder 2; Sicherheit oder Risiko; Leutnant oder tot. Oder das Wissen darüber, was passieren wird. Weiterhin wurde die bisher als ärgerlich nicht vorhanden gedachte Toilettenbrille, deren Abwesenheit mich stets mit dieser sakrotanen Sprühflasche bewaffnet in den Bereich der Toilettenboxen gehen ließ, wenigstens zeitweise durch Papierbrillchen wett gemacht, welche sich durch den beeindruckenden Spüldruck der WC Spülung problemlos ins Toilettennirvana entsorgen ließen. Mit zwei Flaschen – es ist ja auch Urlaub – Grand vin de Bordeaux, genossen wir einen beeindruckenden Sonnenuntergang und nahmen Abschied vom Atlantik, auch wenn wir es noch nicht wussten.
An nächsten Tag starteten wir Richtung Süden, parallel des Atlantik aber stets einige Kilometer ins Landesinnere. Nadelbäume im Sand wurden zu Mischwäldern mit Kraut und Farnen, es kostet Mühe auf den Verkehr zu achten. Dieser ist glücklicherweise dünn, gestressten Autofahrern begenen wir kaum. Das Mittagessen wollen wir in Biarritz einnehmen.
Welche dumme Idee! Die wunderschöne Fahrt wird je beendet von dem, was sich am besten als Touristenbums beschreiben lässt. Massen von rothäutigen Menschen belagern die Strände und die Bereiche davor. Die Straßen sind verstopft, die Motoren laufen heiß, die Laune sinkt, der Hunger nagt. Henning und ich fangen an uns anzuzicken. Es wird Zeit dass wir was futtern. Endlich finden wir einen Ort. Ein Marktplatz an der Kirche, Schatten und exakt ein vegetarisches Gericht auf der Karte. Ein Schild weist darauf hin, dass Füchse auf dem Friedhof verboten sind. Theoretisch gut zu wissen, praktisch reisen wir jedoch ohne Fuchs. Satt, glücklich und wieder grün miteinander entscheiden wir die Küste hinter uns zu lassen und einen Tag früher in die Pyrenäen zu fahren.
Eine gute Entscheidung. Die Landschaft ändert sich schnell, es gibt Felder, die ersten leichten Hügel und immer wieder bezaubernde weiße Häuschen mit roten Dächern. Der Franzose versteht es zu leben. Nicht nur, dass die Landschaft wunderschön, der Vin de Bordeaux grande, und der Käse köstlich ist, der Franzose zelebriert ganz offensichtlich auch das Picknick, auch wenn es hier vielerorts verboten ist. Dies wird mittels eines Verbotsschilds, welches eine durchgestrichene Sektflasche in einer Wanne Eis darstellt aufgezeigt. Ich bin beeindruckt! Erinnere mich nicht jemals ein solches Picknick zelebriert zu haben.
Wir übernachten in St.-Jean-Pied-de-Port. Ein zauberhafter Campingplatz, wir bekommen Fassbier und bauen zum zweiten mal das Sonnensegel auf. Es fängt nämlich wieder an zu regnen. Reusch ist begeistert, Albers ist begeistert und beide bleiben trocken. Am nächsten morgen pimpen wir unser Müsli mit Café au lait und verlassen den Ort auf winzigen Pfaden mit toller Aussicht zwischen niedlichen Dörfern. Mal sehen, was Spanien sagt!
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