Gestern sahen wir den Atlantik. Wir waren sogar schon drin, brrr, fies kalt. Aber beginne ich doch von vorn.

gut festgezurrt machen sich auch die Mopeds auf die Reise gen Süden

gut festgezurrt machen sich auch die Mopeds auf die Reise gen Süden

Die Fahrt mit dem Autoreisezug war ganz ok, wir teilten die Kabine mit einem schwedischen Ehepaar, beide den schönen Dingen im Leben sehr zugeneigt, wie man anhand des Leibumfangs, speziell dem seinen, erkennen konnte; und dem Bremer Albert. „Ist das Leben nicht schön“ war sein immer gern zitiertes Lebensmotto.

mit Albert im Autoreisezug - ist das Leben nicht schön?

mit Albert im Autoreisezug – ist das Leben nicht schön?

Albert hatte in einer Thermokanne Eiswürfel dabei. In seinen 70 Jahren hatte er gelernt, dass er erstens seinen Whisky Cola gern mit Eis trank und zweitens, dass es in der Bahn niemals Eis gibt. Das Bordrestaurant fuhr aufgrund eines technischen Defekts nicht mit, dank der Großzügigkeit der Schweden kamen wir trotzdem mit leichtem Kater am späten Vormittag in Narbonne an. Wusstet ihr, dass es Rotwein in Tetrapaks zu drei Liter gibt?
Lasst mich noch einige Worte zu Albert verlieren. Er befand sich mit seiner Harley Soundso, die er kaufte, weil seine Kumpels sein vorherigen japanischen Chopper immer „Reisschüssel“ nannten, zum Familienurlaub auf Mallorca. Am späten Abend unserer Ankunft würde er die Fähre in Barcelona, welches er herrlich mit Bremer Mundart „Barzelona“ nannte, besteigen um zur Familie überzusetzen. Man dachte an den alten Janosch, wenn Mann ihn mit Nüssen, Trauben und Käse bei seinem Glas Whisky sah. Das freundliche schwedische Ehepaar verbrachte die Zeit überwiegend an geöffneten Fenster vor dem Abteil, nicht ohne uns immer wieder Wein und Snacks anzubieten. Die Fahrt verging schnell.
Ich muss zugeben, dass sich zwei Baumwolllaken der deutschen Bahn, wie es auf einem nicht ganz unauffälligem Schildchen vermerkt ist, in unser Gepäck verirrten. Was praktisch ist, weil wir unsere Zuhause vergaßen.

raus aus dem Zug, rein in die Hitze

raus aus dem Zug, rein in die Hitze

Narbonne begrüßte uns mit Sonnenschein und großer Hitze und vielen Blumen. Der Mama hätte es sehr gefallen, überall Gärten und Blumenampeln. Besonders schön wirkten die Blumen an den Brücken und Strassenlaternmasten. Ein Schmuck übrigens, den wir in vielen südfranzösischen Orten, die wir durchfuhren wiedersahen. Wir fanden nach 100 Kilometern Fahrt ein wunderbares Aubèrge für ein Mittagessen. Ein wunderschönes altes Natursteinhaus, viele Blumen und sogar ein schattiges Plätzchen draußen für uns.

Mittagspause in provenzalischer Umgebung

Mittagspause in provenzalischer Umgebung

Leider wird hier überall Gänsestopfleber serviert. Wie schrecklich. Die Strecken sind schön zu fahren, und seit Henning mir erlaubte aufgrund der unglaublichen Hitze ohne Jacke zu fahren, genieße ich sie auch sehr. Daher war es nicht schlimm, dass wir erst recht spät am Abend unser erstes Zuhause, Cahors, erreichten. Wir bekamen noch einen Platz für unser Zelt, einen ganz hübschen sogar, und sprangen gleich in den zum Platz gehörenden Pool. Naja, das Poolchen. Nachts schliefen wir nur im Fliegengitterzelt, fürs komplette Zelt erschien es uns einfach zu warm. Nachts kühlt es hier jedoch angenehm ab. Sogar so sehr, dass wir neben den Baumwolllaken noch die Schlafsäcke brauchten. Weiter ging’s Richtung Atlantik!

Südfrankreich. Die Sonne brennt. Die Frisur sitzt.

Südfrankreich. Die Sonne brennt. Die Frisur sitzt.

Casteljaloux war das Ziel. Mit Hennings französisch kommen wir hier wunderbar zurecht. So bekamen wir wieder ein vegetarisches Mittagessen, obwohl der hiesige Franzose an sich wohl nicht der vegetarischen Küche zugeneigt ist. Am Abend erreichten wir dann Pyla-Sur-Mer. Der dritte Campingplatz war der unsere. Wir bekamen einen schönen Platz für das Zelt, von dort aus können wir den Atlantik sehen. Aufgrund der La Grande Dune ist man jedoch etwas unterwegs, bis man den Fuß in den Atlantik stippen kann. Der Strand ist weiß und fein und riesengroß,wir bleiben daher zwei Nächte, bevor es weiter Richtung Pyrenäen geht.

 

Grande Place du Camping an der Grande Dune du Pilat

Grande Place du Camping an der Grande Dune du Pilat

Die erste haben wir bereits hinter uns. Ein fürchterliches Gewitter tobte. Wir hätten es wissen müssen, bei unserer Ankunft berichtet der „weise Mann auf dem Fahrrad“ davon. Der wusste Bescheid. Es blitzte und donnerte. Es war, als brannte das Licht, nur dass es flackerte. Das Wasser rauschte den Boden entlang und suchte sich einen Weg unter unserem Zelt hindurch, und wir prüften immer, ob wir denn die Sachen halbwegs sicher verstaut hätten. „Wabbel, wabbel“ machte der Boden der einen Unterseite des Zeltes und das Wasser rauschte. Ich hatte Angst. Weiß nicht genau wovor, aber Angst hatte ich trotzdem. Heute morgen sieht es etwas verändert aus auf dem Campingplatz. Zweige, Nadeln und Sand liegen überall, der Himmel ist noch zugezogen, aber man sieht schon, dass die Sonne bald scheinen wird. Dann können wir die nassen Sachen trocknen und das Zelt außerhalb des vom Wasser bevorzugten Weges neu aufbauen. Wer weiß, vielleicht gibt es ja noch so ein Gewitter, bisher traf ich den „weisen Mann auf dem Rad“ nicht wieder. Henning ist mit dem Moped los und jagt uns ein Frühstück, meine Hose erlitt leider einen Wasserschaden. So wie Hennings Schlafsack. Der Regen wollte wohl fair bleiben. Wie schön, dass der ganze Urlaub noch vor uns liegt, auch wenn wir die Mietzchen sehr vermissen!

französischer geht's kaum

französischer geht’s kaum