Der erste Teil der Strecke ähnelt dem gestrigen Tage. Deutlich später als die Entfernung es eigentlich rechtfertigt kommen wir in Kalaikhum an und müssen uns entscheiden: links 371 und rechts 283 Kilometer bis Dushanbe. Passanten raten uns dringend die längere Strecke an, die andere soll in einem schrecklichen Zustand sein. In den letzten Tagen war uns schon aufgefallen, dass hier Entfernungen in Autostunden anstelle Kilometern angegeben werden, allmählich verstehen wir auch warum.

Wir tanken noch kurz aus Plastikeimern, dann machen wir uns wieder auf den Weg. Miese Straße wechselt sich mit spaßiger Piste und – wir glauben es kaum – perfekter Fahrbahn. Und so erreichen wir, wiederum nach diversen Schranken und Schulkladden, am Abend tatsächlich müde und völlig verdreckt Dushanbe. Ich glaube, so schmutzig waren wir auf der gesamten Reise noch nicht.

Der Zustand der Straße ist über weite Strecken mies – das hier ist noch ein ganz brauchbarer Teil.

Der Fluß markiert über mehrere hundert Kilometer die Grenze zu Afghanistan.

Afghanisches Dorf auf der anderen Flussseite.

Das zentral gelegene und bös teure Hotel wird uns wohl lange in Erinnerung bleiben. Erst in Zimmer Nummer drei werden wir die nächsten vier Nächte verbringen, dafür dann aber gern. Und Anfrage Nummer sechs offenbart uns schließlich das richtige Passwort fürs WiFi. Zum Piepen ist es hier!

Dushanbe ist endlich mal wieder eine ansehnliche Stadt, auch wenn wir grade eine etwas schwierige Phase durchmachen und daher recht nörgelig sind.

Es gibt wieder breite Gehwege ohne riesige Löcher, teilweise sehr hübsche Häuser, Bäume und schöne Parks sogar mit Bänken, um sie zu genießen. Während Männer hier westliche Kleidung tragen, sieht man Frauen fast ausschließlich in einer Art Sari, ein sehr langes Hemdkleid mit Hose aus gleichem Stoff. Diese sind oft wild gemustert und farbenfroh, aber nicht in jedem Fall kleidsam. Die Menschen jedoch sehen hier auffällig hübsch aus, auch haben wir in ganz Tadschikistan nicht mehr als fünf übergewichtige Leutchen gesehen.

Tadschikischer Regierungssitz mitten im Park.

Das ist doch mal ein richtiger Fahnenmast!

Tadschikisches Laufband.

Jetzt müssen wir aber wirklich weiter, ansonsten verarmen wir noch. Reuschi wirkt fitter und ist mit Medikamenten versorgt, alles aber auch wirklich alles haben wir entweder liebevoll in unserer Badewanne gewaschen oder gegen sein Eigengewicht in Gold vom Hotel waschen lassen, die Lebensmittelvorräte sind aufgefüllt und mit Ausnahme des Irish Pub haben wir alles gesehen, was uns in Dushanbe interessiert hat.

Die bös hohe Hotelrechnung versuchen wir zu verdrängen, als wir uns im Regen auf die Reise gen Grenze machen. Und es funktioniert auch irgendwann. Tadschikistan macht Spaß. Trotz des vorherrschenden muslimischen Glaubens wurde ich nicht ein einziges mal anders als Henning behandelt. Die Frauen trugen anstelle von verhüllenden Kopftüchern bunte Tücher irgendwie kreativ in die Frisuren geschlungen und waren sehr selbstbewusst. Beeindruckend auch, wie fröhlich und offen Fremden gegenüber die Menschen trotz der ewigen Unruhen rund um ihre Grenzen sind. Ich jedenfalls hätte Verständnis dafür, wenn einem Minen und Maschinengewehre aufs Gemüt drückten.