Der nächste Tag beginnt verspätet mit leichtem Kopfschmerz und Getreidebrei. Der Getreidebrei wird uns noch öfter begegnen.

Bogdan um- und versorgt uns zwei weitere Tage liebevoll wie eine Mutti ihre schwachsinnigen Kinder. Zuerst besuchen wir die tadschikische Botschaft, um ein Permit für den Pamir-Highway zu ergattern. Leider hat sie geschlossen. Schon seit zwei Wochen, und auch noch für die nächsten zwei. Hm, komisch. Bauarbeiten sieht man nicht. Die Aufkleber für die Visa sind aus, heißt es gerüchteweise. Das erscheint mir aber doch etwas unglaubwürdig. Außerdem brauchen wir keinen Aufkleber, nur einen Stempel. Der Wachmann fragt mal nach, und einige Minuten später bekommen wir tatsächlich die Stempel. Man, sind die klasse hier! Die Gültigkeit entspricht der Laufzeit der Visa, wir sind somit völlig frei, großartig. Also auf zur turkmenischen Botschaft, unserem ewigen Sorgenkind. Dort werden wir jedoch in dieser Woche nichts mehr, heute schaffen sie es nicht, die nächsten zwei Tage sind Feiertage, und dann ist Wochenende. Verflixt, wir wollten gern vermeiden, die Visa erst an der Grenze ausstellen zu lassen. Bestimmt fehlt dann irgendetwas. Bogdan bringt uns zum hiesigen Basar, um Henning endlich den seit der Türkei abgebrochenen Spiegel zu ersetzen. Und anschließend geht auch mein Moped in die Werkstatt. Ruckzuck ist es fast völlig nackig. Sämtliche Benzinschläuche sind brüchig. Die Stelle an der Schelle ist zwar die schlimmste, aber längst nicht die einzige. Grundsätzlich heilbar, aber nicht mehr heute. Schade, wir wären gern schnell wieder auf der Bahn gewesen, wollen Alisha und Bogdan ja nicht ewig auf der Pelle hängen. Abends gehen wir alle zusammen ein Bier trinken. Dort treffen wir auch George sowie Anna und Lukas, mit denen wir seinerzeit von Russland nach Kasachstan einreisten.

Albis Blick wirkt recht skeptisch, …

…da die Hälfte des Mopeds auf einmal fehlt. Letztlich wird aber alles gut, neue Benzinschläuche inklusive.

Alisha mit Tochter im Park.

Parkbewohner in Bishkek.

In der dritten Nacht wird Henning krank. Er bekommt starkes Fieber, übergibt sich, hat schlimme Krämpfe und ist total schwach. Wir hatten eigentlich einen ruhigen Tag in der Stadt verbracht, sind nur wegen der schlechten Wettervorhersage für die Berge überhaupt noch geblieben.

Eigentlich möchten wir gleich in ein Hotel umziehen. Henning braucht Ruhe, und anstecken möchte er natürlich auch niemanden. Aber die beiden lassen uns nicht. Irgendwie lässt die Gastfreundschaft das nicht zu. Der Tag wird schlimm. Henning wechselt regelmäßig zwischen Couch und Badezimmer, die Kleine Vali quengelt völlig zu recht und so entwickeln wir einen schlimmen Lagerkoller. Nach der nächsten furchtbaren Nacht buchen wir ein Hotel und stoßen die beiden damit völlig vor den Kopf. Aber es geht nicht anders. Ein sauberes Bett, ein Bad allein, Ruhe und ein Raum ohne Essensgerüche, genau das braucht Henning jetzt.

Nach einigen Tagen ist es endlich besser. Und weil nun schon wieder Montag ist, bekommen wir auch noch unsere Visa für Turkmenistan. Naja, eigentlich bekommen wir sie erst Dienstag. Aber nach neun Besuchen in turkmenischen Botschaften sind wir da nicht mehr so kleinlich. Gut gelaunt machen wir uns endlich auf den Weg nach Osh.