Auf einige Länder freuten wir uns mehr als auf andere. Kirgistan war eines der ersten Sorte. Was uns hier wohl erwartet?

Direkt nach der Grenze ändert sich die Landschaft. Schlagartig ist alles grün, man denkt, aus Versehen in Kanada gelandet zu sein. Unser Ziel ist Karakol am Issyk-Kul (das ist ein See :-)). Und da wir so gut durch kamen, haben wir alle Zeit der Welt, uns an der veränderten Landschaft zu freuen. Rundherum sind Berge, es sprudeln Flüsse und Bäche, und wieviele Bäume es gibt! Die Straßen sind eher mittelmäßig, aber es herrscht nur wenig Verkehr. Vielleicht sehen wir heute sogar mehr Menschen auf Pferden als in Autos. Jedenfalls bis wir nach Karakol kommen. Die Menschen hier sehen sehr chinesisch aus, kein Wunder, man kann China fast sehen. China war in meiner Kindheit der Inbegriff von „weit, weit weg“. Wenn ich am Strand ein Loch buddelte, hörte ich: „Pass auf, dass du nicht in China wieder rauskommst!“ Manchmal war es allerdings auch Australien. So genau wurde das nicht genommen. Wie auch immer, nach etwa 15.500 km im Zickzack kann ich sagen: So weit ist es gar nicht. Chinesisch lernt man hier übrigens in der Schule, erfahren wir später im Homestay. Wir hatten Glück: Nicht nur, dass der siebte Automat endlich Geld ausspuckte, wir ergattern auch noch das einzige Zimmer mit eigener Dusche – und die können wir brauchen. Wir beschließen, noch etwas länger zu bleiben und uns um unsere Mopeds und die Wäsche zu kümmern. Die Wäsche ist schnell erledigt, aber die Mopeds gestalten sich schwieriger. Meins verliert laufend Sprit, Tendenz stark steigend. Das Problem scheint bei einer Schelle dicht am Zusatztank zu liegen, allerdings müsste nahezu alles abgebaut werde, um dies näher betrachten zu können. Das ist hier leider nicht der rechte Ort dafür. Mist, es nervt mich wirklich. Mal sehen, was da in Bishkek geht. Also kümmere ich mich erstmal um die Ketten, während Henning einen Blick auf Verbindung von Rahmen und Heckrahmen wirft, hier hatte er ja schonmal Probleme. So auch heute. Die rechte Schraube fehlt, bzw. nur die Hälfte der Schraube, wie wir irgendwann feststellen müssen. Der andere Teil steckt noch drin. Und um das ganze abzurunden, sieht es an meinem Moped ganz genauso aus. Kasachstans Straßen haben hier ganze Arbeit geleistet. Der Herr des Hauses weist uns nach reichlich Rat und Tat den Weg zu einer kleinen Hinterhofwerkstatt, in der die Schrauben ausgebohrt werden können. Und da Hennings Gewinde praktisch nicht mehr vorhanden ist, einigen wir uns darauf, die beiden Schrauben gegen einen durchgehenden Bolzen zu tauschen, und das dann gleich an beiden Mopeds. Kirgistans Straßen sind schließlich auch nicht ohne! Daher bekommen wir vorsichtshalber jeder noch einen zweiten Bolzen mit auf den Weg.

Der erste Blick in den Hinterhof der Werkstatt schafft nicht unbedingt Vertrauen…

…aber Albis Tanz mit dem Werkstattmeister und…

…mit vereinten Kräften…

…sind die Mopeds am Ende wieder flott!

Wir butschern noch etwas durch die Stadt und essen im Homestay zu Abend. Lecker ist es. Hier lernen wir auch Krzysztof und Witol aus Polen kennen. Die beiden sind zum Klettern und Wandern nach Kirgistan gekommen. Und da es am nächsten Tag bös regnet, entscheiden wir uns gegen die Weiterfahrt und schauen uns mit den beiden etwas die Berge an. Klitschnass, durchgefroren, hungrig und müde aber bester Laune kommen wir am Abend heim. Unsere Klamotten sind völlig verschlammt. Eine weitere Waschmaschine muss laufen. Den nächsten Tag muss ich im Bett verbringen, die Grippe kündigte sich schon am Vortag an, und nun ist sie da. Und mit ihr der Schnee! Wie aus Zuckerguss sehen die Berge auf einmal aus. Sehr hübsch und so hell nach dem düsteren Tag gestern. Zum Glück haben wir eine warme Bettdecke. Am nächsten Tag bin ich fitter und so machen wir uns endlich an die Weiterreise. Es ist noch kühl, Schnee liegt aber nur auf den Bergen und so kommen wir gut voran.

Das Wetter bei der Wanderung war zwar nicht dolle, aber deutlich besser als ein ganzer Tag im Zimmer.

Krzysztof und Witold, unsere polnische Bekanntschaft. Sehr lustig, die beiden.

Mit kirgisischem Taxi gehts zurück zum Homestay.

Die Dörfer ähneln den kasachischen. Auffällig sind die oft schmuckvollen, oder wenigstens bunten Tore, häufig völlig im Gegensatz zu den hässlichen Mauern und Zäunen, die die Grundstücke zur Straße abschirmen. Die Häuser sind äußerlich grau und beige, schlicht bis verwahrlost. Äpfel sind hier allgegenwärtig. An den Bäumen, auf dem Tisch, im Tee, am Straßenrand im Korb zum Verkauf und in den Händen der Kinder. Diese tragen hier, ähnlich den Kindern in Kasachstan, Schuluniformen und sehen damit erschreckend artig aus. Die Jungs tragen schwarze, oft noch leicht zu große Anzüge mit weißen Hemden, und die Mädchen schwarze Röcke mit weißen Blusen, und einer oder auch zwei weißen Schleifen im Haar, die erstaunlich diesen künstlichen Schwämmen ähneln, wie sie zum Duschen verkauft werden.

Bei der Weiterfahrt machen wir noch einen Abstecher in die Berge.