Wir erreichen Turkestan am frühen Nachmittag. Nirgends sind wir bisher so weite Strecken gefahren wie hier in Kasachstan. Heute war es gar nicht so weit, aber fies stürmisch. Das Land ist wirklich groß und die Orte weit verstreut. In kleineren Orten sehen wir ausschließlich asiatisch aussehende Menschen und fallen auf wie der sprichwörtliche bunte Hund. In größeren Städten leben auch viele Russen, ohne Mopeds gehen wir dann ganz gut in der Menge unter. Es sei denn natürlich, wir sprechen.
Wir haben ein Zimmer mit Balkon gemietet, damit wir heimlich selbst kochen können. Der kasachische Küche merkt man das Nomadentum deutlich an: es gibt Fleisch, Fleisch und Fleisch. Außerdem Milchprodukte gern vom Esel, Pferd oder Kamel. Frisches Gemüse gibt es – auch in großen Supermärkten – kaum zu kaufen. Der Boden bietet sich ja auch nicht grade für Ackerbau an.
Kurzer Einschub zur Erläuterung: Ich war ein recht mickriges Kind und wurde zum besseren Gedeihen mit Sanostol gedüngt. Das schmeckte mir ganz gut, vermutlich war viel Zucker darin enthalten. Süßes habe ich ja heute noch recht gern. Manchmal jedoch hatte Ingrid eine besonders gesunde Phase – oder aber ich war besonders mickrig – also musste ich frischgepresste Säfte aus einer Vielzahl an Ekeligkeiten trinken. Das Ergebnis war ein dickflüssiges Zeug mit Unmengen von Fruchtfleisch, heute würde man es wohl Smoothie nennen und von Demeter kaufen können. Auf jeden Fall war es widerlich und mir stellen sich noch heute die Haare an den Armen auf, wenn ich daran denke. Vielleicht bekommt Ihr nun ein Gefühl dafür, wie krüsch ich bin. Es grenzt durchaus an Ignoranz. Daher bekomme ich auch heute schon ohne den Geruch in der Nase zu haben einen Würgereiz, wenn ich nur an vergorene Stutenmilch oder gekochte Schafsköpfe denke. Brr, das ist so widerlich…
Nun kochen wir also heimlich auf unserem Balkon das, was wir frisch am Straßenrand kaufen konnten zusammen mit getrockneten Linsen zu einer Suppe und trinken endlich mal wieder kalte Coke. Und als Dessert Twix, das gefällt mir! Abends gibt es eine Art Party im Garten unseres Hotels und wir treffen hier ein älteres Ehepaar aus Rostock, die einen Physikerkongress in Almaty besucht hatten und sich nun noch etwas das Land anschauen. Die beiden sind niedlich verschroben und wir haben großen Spaß mit und an ihnen. Eine liebenswerte Mischung aus Detailversessenheit gepaart mit Nichtzuhören (gibt es das eigentlich als Substantiv?). Ganz schön großer Spaß, wie mir meine Kopfschmerzen am nächsten Tag nochmal bestätigen. Ein Bier weniger wäre vielleicht besser gewesen, wir sind ja etwas aus der Übung.
Wir schauen uns noch etwas die Stadt an und verzichten am folgenden Abend auf weiteren Alkohol zu Gunsten einer nicht ganz so späten und recht fitten Abreise.
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