Kasachstan ist anders als die bisherigen Länder auf unserer Route. Und das nicht nur aufgrund der Weite und der Einsamkeit. Auch wenn grade in den größeren Städten viele Russen leben, überwiegt doch der Anteil der asiatisch aussehenden Menschen. Wir müssen hier etwas seltsam wirken, jedenfalls wird sehr viel über uns gekichert. Hier kichern übrigens nicht nur Kinder, sondern auch erwachsene Menschen. Recht erfrischend nach den eher emotionssparsamen Russen. Natürlich können wir mal wieder nichts lesen und auch die Geschäfte und Restaurants sind für uns nicht auf ersten Blick erkennbar. Die stets vorhandene russische Übersetzung bringt uns ja auch nicht weiter. Schaufenster sind außerhalb von Einkaufszentren eher unüblich und Fenster sind gern verspiegelt oder auf Sichthöhe beklebt, sodass wir stets erst sehr spät merken, ob grade geöffnet oder geschlossen ist.

Anfangs ist die Straße überraschend brauchbar, daher kommen wir gut voran. Naja, ab und zu müssen wir natürlich halten, um Kamele, Pferde oder Ziegen über die Fahrbahn zu lassen oder weil wir unbedingt Fotos machen wollen. Trotz Regens ist die Steppe gelb vertrocknet, der Boden ist sehr sandig, was sich auch auf Fahrbahn, Moped und Mensch bemerkbar macht. Ackerbau sehen wir gar nicht mehr.

Typisches Dorf entlang der Straße durch die Steppe.

Hin und wieder gibt’s mal ein Kamel, gerne auch in der Herde (hier nicht im Bild :-)).

Und dann geht’s irgendwann los: Wenn überhaupt möglich, ist die Straße noch kaputter als gestern. Es wird daher überwiegend und recht willkürlich links und rechts der eigentlichen Straße gefahren. Hier haben sich durch Nutzung diverse Fahrbahnen in der Piste aus Sand, Lehm und Steinen entwickelt. Überholmanöver werden nur noch durch Hupen angezeigt, man muss sich so sehr auf den Untergrund, entgegenkommende Fahrzeuge und Tiere sowie die kreuzenden Spuren konzentrieren, da kann man nun wirklich nicht noch ständig in den Rückspiegel schauen.

Straße mit Löchern? Eher Löcher mit Straße… (hier: Schulnote 5-, gerade noch so).

Die alternativen Sandpisten sind da oft deutlich besser.

Straßennetz kurz hinter Makat.

Auch wenn die Pisten manchmal weit von der eigentlichen Straße entfernt verlaufen, kann man sich anhand von Stromleitungen oder Bahnschienen gut orientieren. Diese werden rege von sehr langen und langsamen Güterzügen genutzt, die mir viel Freude machen. Reuschi, haben wir hiervon eigentlich Fotos? (Antwort des Korrekturlesers: Njet.)

Die Fahrt ist wirklich anstrengend und weit. Örtchen passieren wir nur sehr selten. Zum Glück sind die Mopeds mit Zusatztank versehen und vollgetankt, denn Tankstellen sind auf der Stecke rar. Im Nieselregen und rund 120 Kilometer vor unserem Tagesziel Qandyagash zollt mein Moped der Strecke Tribut. Mein Hinterreifen ist mal wieder platt. Da es in Kürze dämmern wird, schieben wir die Mopeds in die Steppe am Straßenrand und bauen das Zelt auf. Zum Glück verlaufen die Pisten etwas weiter von der Straße entfernt, so befürchten wir nicht nachts aus Versehen von einem Laster überfahren zu werden. Im Regen kochen wir ein Chili und kriechen schnell ins Zelt. Hoffentlich ist es morgen trocken.