Der Tankwart weigertet sich strikt, Geld für die beschädigte Luftpumpe anzunehmen und schenkt uns zum Abschied sogar ein kleines Lächeln. Müde und glücklich fahren wir zum wirklich schönen Hotel, verputzen ein leckeres Risotto, leeren eine Flasche miesen Wein und schlafen herrlich und vermutlich ziemlich lange. Diese ständigen Zeitverschiebungen sind doch etwas irritierend.

Die Straße ist wenig befahren und eintönig. Wir fahren ewig gradeaus durchs große Nichts, biegen ab und fahren weiter durchs Nichts. Manchmal sehen wir Kuhherden herumlaufen, meistens jedoch nur vertrocknetes Gras und etwas Gestrüpp. Und noch etwas sehen wir kaum: Müll am Straßenrand gibt es hier so gut wie gar nicht.

Viel Strecke, viel vertrocknetes Gras.

Aber die Sonne scheint, Straße und Temperaturen sind gut.

Elista ist unser Ziel. Ein Motorradtreff – wie uns der Herr Google versprach – und auf Gesellschaft haben wir echt mal wieder Lust. Mopeds samt Besatzung sind jedoch keine da, wenn man mal von dem einem Bock im Kneipenraum absieht. Der Hausherr ist auch nicht vorort. Vielleicht ein Mopedtreffen andernorts? Eine Clubausfahrt? Aber es gibt zwei Katzen, zwei Hunde und den buddhistischen Tempel. Die Dame des Hauses ist eher ruhig und scheint kurz vor der Niederkunft zu sein. In Gedanken bereite ich schon Laken und heißes Wasser vor, komme dann aber doch nicht zum großen Einsatz.

Buddhistischer Tempel in Elista, praktischerweise vis à vis unserer Bleibe.

Zum Frühstück gibts Kaffee und Mietz.

Der nächste Fahrtag ähnelt dem vorhergehenden. Das Wetter ist angenehm und wir fahren, fahren, fahren. Also eine gute Gelegenheit die Tankstellenanalyse weiterzuführen. Luft gibt es nur selten. Tanken tut man meist wieder selbst. Vor dem Tankvorgang muss man jedoch Bescheid geben, dass man vorhat an der Säule, an welcher man sein Fahrzeug abgestellt hat, Sprit zu entnehmen und auch welchen. Im Regelfall ist alles zu bekommen. Größere Tankstellen verfügen über kleinere Shops, wie wir es auch von daheim kennen. Häufiger sind aber kleine Tankstellen mit wenigen Säulen und einem Büdchen für den Tankwart. Dieser verlässt das Büdchen keinesfalls und öffnet nur einen kleinen Schieber zur Kontaktauf- und Geldannahme. Ohne vorherige persönliche Vorstellung wird die Säule nicht geöffnet, es ist zum piepen!

In Astrakhan bleiben wir zwei Nächte, schauen uns die Stadt an und versuchen endlich mal einen Wodka. Fiesliches Zeug, das wir nicht ausgetrunken bekommen, vielleicht hätten wir vorab etwas mehr Bier trinken sollen. Dafür futtern wir die Pizza auf, auch wenn reichlich Dill drauf ist. Neben den eigentümlichen Speisegewohnheiten überraschen die Russen auch mit gewöhnungsbedürftigen Fensterdekorationen, den Vorhängen und Gardinen. Diese werden bei jedem Fenster reichlich verwendet und kunstvoll getüdelt, gewunden und geruschelt. Mindestens zwei Stoffe unterschiedlicher Farbe werden je Fenster verschwenderisch eingesetzt, gern auch mehr.

Der Kreml in Astrakhan – nett anzusehen.