Bereits etliche Kilometer vor der Grenze nach Russland säumen wartende LKW die Georgische Heerstraße. Tagelang warten die Fahrer bis sie abgefertigt werden können. Seltsamerweise gibt es keinerlei Versorgung, weder Büdchen, noch fahrende Händler. WCs gibt es natürlich auch nicht. In regelmäßigen Abständen liegen große schwarze Müllsäcke am Straßenrand, die Abfallentsorgung scheint also irgendwie zu funktionieren.
Wir fahren an allen wartenden Fahrzeugen vorbei, die Soldaten nicken uns zu, lediglich der vorletzte holt sich vorab kurz per Funk die Erlaubnis ein, uns passieren zu lassen. Die Ausreise ist schnell erledigt, auch an Hennings Papieren gibt es diesmal nichts zu meckern.
Bei der Einreise wird nicht nur nach Fahrzeugtypen unterschieden, sondern auch zwischen Georgiern/Russen und den anderen. Das erklärt sicher auch, dass unsere sehr kurze „die anderen“ Schlange sogar noch langsamer voranschreitet als die der Reisebusse. Das macht aber gar nichts, das Wetter ist großartig, es gibt viel zu gucken und aus einem Reisebus werden wir sogar mit Schokowaffeln versorgt. Es ist quasi wie im Safaripark, nur dass wir nicht auf die Autos pinkeln.
Der Wagen vor uns schafft es nicht, er muss zurück. Der Fahrer entscheidet sich zugunsten des umständlichen Wendens gegen das rückwärtige Ausparken. Die Soldaten werden sauer. „Na super,“ denke ich, „die freuen sich dann sicher riesig über unsere mangelnden Kenntnisse der russischen Sprache.“ Dank Arnaud kann Henning bereits seit Jahren den einzigen Satz – „Trinken wir auf die schönen Frauen!“ – unseres Russischwortschatzes. Und auch wenn ich dies für eine unterstützenswerte Geste halte, ist die Einreise sicherlich nicht die der rechte Zeitpunkt um die Damenwelt mittels hochprozentigem lobzupreisen. Daher fahre ich lieber mal vor. Die Dame ist sehr freundlich, auch wenn wir kein einziges Wort in der selben Sprache wechseln können. Jeder erzählt etwas, wir lächeln, ich reiche Unterlagen an, sie stempelt, alles ist gut.
Einer der Soldaten kann etwas englisch und fragt uns nach Münzen aus der Heimat für seine Sammlung. Tatsächlich sind unsere Euros griechisch, hoffentlich hat er die auch noch nicht. Hennings Einreise verläuft mal wieder etwas stockender, der Dame fällt auf, dass weder die Einreise noch die Ausreise aus Georgien dokumentiert sind. Der zweite Pass irritiert sie dann zwar merklich, noch genauem Vergleichen der beiden Biester akzeptiert sie es aber letztendlich ohne weitere Überprüfungen.
Nun müssen nur noch die Mopeds verzollt werden. Da ich keinen Plan habe, was zu erledigen ist, führt mich der Soldat zu einer Zolldame, die mich an die Hand nimmt und zum Formularbüdchen bringt. Dort drückt sie mir die nötigen Formulare in die Hand. Hätte ich in dem Chaos von Menschen und Zetteln auch nie allein hinbekommen. Und lesen kann ich ja eh nichts. An der Wand gibt es aber Muster in abweichenden Sprachen, just für Fälle so wie mich. Also kämpfe ich mich langsam durch die Zollpapiere für unsere beiden Mopeds. Da kommt ein Zöllner und reicht mir doch tatsächlich einige Formulare in deutsch! Und als wäre das nicht schon großartig genug, setzt er schon mal alle Kreuze, die die Einreise unkompliziert machen. Er lächelt, drückt mir kurz die Schulter und weg ist er wieder. Den Rest füllen wir schnell aus und zeigen es noch kurz der netten Dame, die mich vorhin schon an die Hand nahm. Sie korrigiert es uns noch noch etwas und dann werden wir zügig am letzten Schalter abgefertigt. Den Kontrollpunkt des Versicherungsnachweises überspringen wir wohl. Also alles völlig problemlos und schneller als Haarewaschen. Fröhlich winken wir noch alle und wir sind in Russland.
Ich finde es sehr aufregend. Wir sind gleich in einer anderen Welt. Die Russen fahren dermaßen gesittet Auto, dass wir aufpassen müssen, hier nach fast drei Monaten außerdeutschen Straßenverkehrs nicht unangenehm aufzufallen. Man ahnte dies bereits auf Georgischer Seite in Grenznähe. Wobei die Fahrzeuge, die auf jegliche Kennzeichnung verzichteten, noch am allerordentlichsten fuhren. Nach einem langen Tag sind wir wirklich sehr froh, am Abend unser Hotel in Vladikavkaz beziehen zu können.
Ihr kommt ja richtig gut voran! An der georgisch-russischen Grenze scheint sich tatsächlich einiges geändert zu haben in letzter Zeit. Ich bin z.Zt. in Litauen in einem kleinen Badeort an der Ostsee, aber es ist mir fast schon zu kalt hier. Werde mich wohl wieder auf den Weg nach Hellas machen 🙂
Grüße und weiterhin gute Reise!
Heinz