Leo und Nadine verlassen wir bei Regen. Erst nieselt es nur, nach zwei Kilometern werfen wir aber das Ölzeug über, nun regnet es Bindfäden. Die Strecke jedoch ist trotzdem schön. Eine Straße im guten Zustand zwischen den Bergkämmen und eine wirklich schöne Aussicht. Henning ist nicht so fit, schon das Abendessen mussten wir ausfallen lassen, hoffentlich wird es nicht schlimmer.

Als neues Zuhause haben wir einen Campingplatz in Kran gefunden. Anfangs sind wir die einzigen Gäste. Vor der Wende muss das Gelände als ein riesiges Ferienlager gedient haben. Es gibt 30 Hütten, teilweise jedoch in einem wirklich erbärmlichen Zustand. Weiterhin ist Platz für bestimmt 40 Camper und Zelte. Nachdem unser Zelt einsam dasteht, satteln wir die Mopeds erneut und fahren auf den Berg Chadschi Dimitar im Balkangebirge, ein Tipp, den wir in Rumänien bekamen. Wir wollen das Buzludzha-Denkmal anzuschauen. Es sieht aus wie ein UFO und ist schon von weitem zu sehen. Der wirklich schlechte Zustand lässt einen kaum glauben, dass es erst 1981 errichtet wurde, übrigens um den Sozialismus zu ehren.

Der harte Weg nach oben ist mit Pferdeäpfel-Tretminen gespickt.

Welche wichtige Botschaft hier auch immer vermittelt werden sollte – sie schwindet wie auch der Rest des Gebäudes.

Auch der ein oder andere Graffiti-Künstler hat sich hier schon verewigt.

Grundsätzlich ist es verrammelt, aber über einige aufgehäufte Steine kann man durch ein zerbrochenes Fenster neben dem eigentlichen Eingang in die erste Etage klettern. Bis auf das Auditorium sind im Inneren leider alle Räume, Flure, der Keller und das Treppenhaus völlig verrottet. Selbst die Fußböden und die Beläge der Stufen sind längst geklaut. Nachdem das Kupfer des Dachs ein anderes Zuhause fand, finden Regen, Schnee und Eis den Weg ins Gebäude und so zerfällt es zügig. Wir stapfen mit Stirnlampen und Fotoapparat bewaffnet im Zwielicht zwischen Matsch und Schutt, begleitet von Vogelgezwitscher und dem Knarren und Quietschen der losen Dachelemente durch das Gebäude. Im Auditorium ahnt man noch die alte Pracht, einige Mosaike sind noch erhalten. Die meisten jedoch sind beschädigt oder völlig zerstört.

Das Dach ist nicht mehr allzu fit, was in Verbindung mit den imposanten sozialistischen Symbolen schon ein wenig bizarr wirkt.

Ein Blick ins weite Rund, bei dem man die ehemalige Pracht des Gebäudes noch erahnen kann.

Bei wem der linke Kollege wohl inzwischen im Wohnzimmer hängt…

Die Mosaike fehlen teilweise. Dort, wo sie intakt sind, wird klar, welcher enorme Aufwand damals bei der Herstellung betrieben wurde.

In den 107 Meter hohen Turm steigen wir nicht, das ist uns einfach zu düster, das Schiff ist schon unheimlich genug. Daher bin ich froh, als wir wieder heil rausgeklettert in der Sonne die Stirnlampen gegen die Helme tauschen und zum ebenfalls etwas deprimierenden Campingplatz zurückfahren. Aber was ist da los? Zwei VW Busse sind nun auch gekommen. Großartig! Mit Heinz freunden wir uns gleich an. Er reist schon immer viel und hat tolle Geschichten zu erzählen. Ein schöner Abend! Und mit Glück treffen wir uns in den nächsten Tagen in Griechenland wieder, die Routen passen auf jeden Fall, mal sehen, ob wir schnell genug sein werden.

Am nächsten Morgen nutzen wir den leeren Platz für Wartungsarbeiten. Zum Glück, denn es nicht nur die Schraube meines Kettenschutzes hat sich in Luft aufgelöst, sondern auch der Heckrahmen von Reuschis Moped ist locker, auch hier fehlt eine Schraube, nur ist sie deutlich größer. Wie könnte das denn passieren? Zum Glück findet sich noch eine in den unendlichen Weiten des Kofferuniversums und so ist beides mit etwas Aufwand lösbar und wir sind am späten Mittag wieder auf der Straße.

Middem Öl nich spaasaam sein.