Nachdem wir uns nun in Land Nummer fünf befinden, halte ich an der These fest: viel Vorbereitung ist nicht zwingend notwendig. Es mag Menschen geben, denen es Freude bereitet sich vorab intensiv über Kulturen, Sehenswürdigkeiten, Sprachen, Grenzübergänge, Zeitzonen und Währungen zu informieren, nötig ist es aber schlichtweg nicht. Ich wohne nun seit 36 Jahren mit kleineren Unterbrechungen in einer Stadt, deren Sehenswürdigkeiten ich regelmäßig nicht besuche. So ist es doch nur naheliegend, sich auch unterwegs treiben zu lassen. Hier und da haben wir eine Vorstellung wohin wir gern möchten, der Rest ergibt sich dann durch Vorschläge, die wir unterwegs erhalten. Auch das Wetter hat großen Einfluss auf unser Handeln. Bei Hitze müssen wir früh los und schaffen trotzdem keine weiten Strecken, bei Regen bringt es wenig Freude etwas anzuschauen, also fällt es vielleicht einfach aus. Quasi ins Wasser. Schlechte Straßen kosten Zeit, und durch die Visabedingungen müssen wir nun den groben Zeiträumen einhalten. Für ein richtiges Gespräch in Landessprache reichen die wenigen Vokabeln natürlich nie, einfache Fragen und Antworten sind aber stets möglich. Und irgendjemand spricht bisher immer englisch, häufig sogar überraschend gut. Vignettenpflicht oder nicht? Merkt man an der Grenze und ich wüsste auch nicht, warum ich früher wissen müsste, wieviel Geld vorort kostet. Vieles erschließt sich einem recht schnell, wenn man mit offenen Augen und Ohren reist. In Bulgarien etwa ist Nicken eine verneinende Geste und zur Bestätigung wird der Kopf geschüttelt. Um dieses Wissen bin ich froh, als ich am Strand das Herz eines FKK Spinners mit halberigiertem Aktivposten erobere, aber wer weiß, vielleicht hätte er „verschwinde du Casper!“ auch ohne abwehrende Geste verstanden.
Wir sind in Sunny Beach und besuchen Leo und Nadine in ihrem Hotel. Ein spannender Ausflug in die Welt des Pauschaltourismus. Ich bin sehr fasziniert. Speziell hierfür vorgesehene Menschen motivieren die Gäste mit Hilfe von großer Fröhlichkeit zu gemeinsamen Aktivitäten innerhalb des Hotelgeländes. Als Gegenpol – praktisch das vegetarische Ausweichgericht – gibt es Maksim, der die Gäste wiederum zu Aktivitäten außerhalb des Hotelgeländes verlocken will und gleichzeitig vor den drohenden Böslichkeiten der Wildnis warnt. Es ist ein wenig wie früher im Zeltlager, allerlei Möglichkeiten zur Bespaßung sind vorhanden, bloß die Gäste sind etwas älter und statt in Zelten wohnt man nun übereinander getürmt. Erschreckenderweise zeigen die Gäste großteils ein sehr schlechtes Benehmen. Aber keine Sorge Ingrid, wir lassen uns hiervon nicht anstecken!
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