Australien präsentiert sich schon unkompliziert, da sind wir noch auf diesem sensationellen Flughafen in Singapur. Meinem Visum nach bin ich bereits drei Jahre früher geboren als mein Reisepass behauptet, und nur einer kann Recht haben, klärt die Dame der Billigfluggesellschaft mich beim Check-In auf. Und obwohl die Fluggesellschaft später nicht einmal Strom fürs Notebook rausrücken wird, sollte man nicht eine Trilliarde Talers zahlen, erweist mir die Check-In-Dame einen kostenfreien Akt der Gnade und lässt mich nach einem Telefonat mit wem auch immer (Premierminister Turnbull, Queen Elisabeth, dem Weihnachtsmann, ihrer Nachbarin?) trotzdem mitfliegen.

Wenig später sitzen wir eng zusammengepfercht in der Sardinenbüchse, die Boeing mit dem hübschen Namen „Dreamliner“ versah. Glücklicherweise haben sich nur wenige Menschen heute für dieses Verkehrsmittel entschieden, sodass wir uns nach kurzer Zeit locker in der Kiste verteilen können. Rückwirkend verstehe ich nicht, warum die Damen mit dem gezwungenem Lächeln und dem kecken Halstuch dies nicht unterbunden haben, später untersagen sie mir sogar das Futtern eines Bagels aus dem Flughafenshop, was ich dann aber trotzdem tue. Nun ist er ja schon mal hier. Den Flug verschlafen wir weitestgehend und da wir bös in der Zeit umherschlittern, ist das vermutlich auch am besten so.

Aufgrund von Resten des in Singapur erworbenen Frühstücksmüslis im Gepäck – Nüsse und Früchte – durchlaufen wir eine gesonderte Zollabfertigung. Der Zöllner lässt sich von Vorschriften nicht unterjochen und erkennt schnell, dass unser Frühstück keine Gefahr für die hiesige Flora und Fauna darstellt und winkt uns durch. Bei der Passkontrolle erzählt der Beamte von seinem letzten Besuch in St. Pauli und versieht uns gleich noch mit Restauranttipps für unser Zuhause in Sydney. Mein fehlerhaftes Visum findet keinerlei Erwähnung mehr. Was für ein herrlich unkompliziertes Land!

Den ersten Tag in Sydney verbringen wir im Beare Park, …

…wo wir uns mit dem Wasser und den Schiffen gleich wie zu Hause fühlen.

Für die Fahrt mit der Metro nach Kings Cross zahlen wir so abartig viel Geld, dass eine Limousine unmöglich teurer hätte sein können. Trotzdem gefällt uns alles gleich ganz wunderbar. Die Bahn ist nicht so hypersauber und sieht heimelig gebraucht aus, auch scheint die Sonne und Menschen in kurzen Hosen und Shirts sitzen auf Bänken vor Cafés herum und spazieren die Gehwege entlang. Die Häuser sind gemischten Baualters, es gibt Bäume und ab und an einen Garten, bunt gemischte Autos, auch wenn sie etwas klein wirken (mal sehen, wann wir die Emirate und den Oman diesbezüglich abgeschüttelt haben) und außerdem Leute mit Hunden. Also erschreckend normal, man fühlt sich gleich zuhause.

Unsere Bude ist prima gelegen und leicht schäbig. Außerdem bedarf sie einer gründlichen Reinigung, auf die wir grade nicht so viel Lust haben. Zum Glück sind wir gut gelaunt. Außerdem war es sauschwierig, überhaupt eine zentral gelegene Bude zum Jahreswechsel in Sydney zu bekommen. Also putzen wir nur das nötigste, trinken einen Tee und butschern erst einmal durch die Stadt. Wir spazieren zum Beare Park. Der Park und die Bucht mit kleinen Segelschiffchen sind wunderschön und sind von Picknickern bevölkert. Hier werden wir Silvester verbringen. Picknick auf dem Rasen und Feuerwerk überm Wasser, das klingt doch perfekt! Hoffentlich wird es nicht zu voll. Wer würde nicht hier den Jahreswechsel verbringen wollen?

Picknick an Silvester im Beare Park.

Zu voll, so lernen wir in den nächsten Tagen, ist in Sydney niemals etwas. Die Stadt ist nicht leer, aber alles andere als überlaufen. Überall findet man noch ein Plätzchen, Schlangen sind nie wirklich lang, die Rushhour sehen wir niemals. Oh, eine Sache habe ich vergessen, Samstagnacht bilden sich riesige Warteschlangen vor den Läden in unserer Nachbarschaft. Völlig irritiert schauen wir vom Tresen unserer Tequilabar auf das Partyvolk, das auf Einlass in den Club nebenan wartet. Das sah doch vorhin alles ganz entspannt aus? Was ist denn hier los? Spinnen die Australier?

Silvester gibt es übrigens zwei Feuerwerke, eines um 21:00 Uhr und eines um 00:00 Uhr. Privat zündet hier niemand einen einzigen Feuerwerkskörper, was das Stromern durch die Stadt sehr entspannt. Und warm ist es, wir müssen nicht einmal einen Pulli anziehen. Frohes Zwanzigsechzehn euch allen!