Als wir vor etlichen Wochen in Almaty/Kasachstan waren, gelangte ich durch Zufall auf die Website von Brigitte und Peter aus Stade, ihrem Hund Oskar und dem Donnerlaster, mit dem sie derzeit reisen. Wir schrieben uns Mails und haben nun die erste Gelegenheit genutzt, um uns zu verabreden. Und genau dieser Tag ist heute, auch wenn sich erste Hindernisse abzeichnen:

Das Fernlicht meines Mopeds hat am Tag des größten Regens einen eigenen Willen entwickelt und dieser zwang nun die Batterie in die Knie. Vielleicht wollte das Moped auch einfach etwas Licht in den dunklen Tag bringen? Drei Tage Rumstehen haben es vermutlich auch nicht besser gemacht, das Moped will laufen. Kann es jetzt aber ausgerechnet am Tag der Abfahrt nicht mehr. Und wenn der Iraner auch hilfsbereit ist, sportlich ist er nicht, sprich, angeschoben bekamen wir die Kiste auch mit vereinten Kräften nicht.

Und so macht Henning sich mit großem Gefolge auf, einen Ort zu finden, die Batterie zu laden. Das ist nicht so einfach, zuerst gilt es die Ich-verkaufe-dir-eine-neue-Batterie-ganz-billig-Leute abzuwimmeln. Und ich sitze an dem Ort, an dem uns nach Versuch Nummer 100 (na gut, gefühlt)  endgültig die Puste ausging, im schönsten Sonnenschein in einem absoluten Halteverbot und bewache Moped und Gepäck.

Und hier bekomme ich Besuch. Ständig tummelt sich eine Traube Menschen um das Moped. Unzählige Fotos werden geschossen, einige soll ich als Mail bekommen, bisher kam aber noch keines an.

Die Verständigung ist nicht immer leicht. Als mich z. B. mehrere Polizisten besuchen, fürchte ich schon das Moped fort schieben zu müssen, tatsächlich soll ich aber nur den Preis des Mopeds auf einen Zettel schreiben. Gut, dass ich wenigstens die Zahlen gelernt habe. Falls sie mir das Geld noch bringen wollten, kamen sie wohl zu spät. Jedenfalls sah ich sie nicht wieder. Als sehr hartnäckig stellt sich ein junger Kerl heraus, der mich zum Tee ganz in der Nähe einladen möchte. Nun möchte ich das Moped mit abgeladenem Gepäck, abgebauter Sitzbank und Tank ungern allein lassen, jedoch missversteht er meine dankende Ablehnung als Sorge. Diese wiederum versucht er zu vertreiben indem er mir zeigt, dass er genug Bargeld bei sich trägt, um den Tee zu bezahlen. Darüber hatte ich mir bisher keine Gedanken gemacht (Notiz an mich selbst: Bei künftigen Einladungen vorab die Solvenz des Gastgebers checken.). Zwischenzeitlich stimmt mein Besucher den Fotoanfragen der nächsten Besucher zu. Scheinbar hat er mich adoptiert. Das erklärt vielleicht auch, warum er mir nahelegt, mir einen Mantel überzuziehen. Beim Mopedfahren trage ich zwar ein Kopftuch, aber kein flatteriges Kleidungsstück, das den halben Oberschenkel bedeckt, so wie es sich für die hiesige Damenwelt geziemt. Am Ende bin ich froh, als er mich verlässt und ich einige Knirpse auf ihren Fahrrädern als letzte aber ausgesprochen fröhliche Besucher habe.

Endlich kommt Henning mit Mehdi auf einem Roller samt geladener Batterie zurück. Und so können wir nach einigen letzten Fotos deutlich verspätet losfahren: Auf zu Brigitte und Peter!

Zurück vom Batterieaufladen mit Mehdi – endlich kann es weitergehen!

Auf dem Weg nach Süden liegt noch dieser hübsche Salzsee Maharloo.

Am frühen Nachmittag haben wir einen gemeinsamen Stell- und Zeltplatz in Zahedshahr gefunden. Hinter einer Olivenbaumplantage schlagen wir das Zelt auf und versuchen uns kennenzulernen. Das ist schwieriger als man meint, denn zu viert sind wir nur kurz. Im kleinen Ort sind Ausländer wohl selten und solche mit ungewöhnlichen Fahrzeugen erst recht. Fahrod, der Eigentümer unseres Stellplatzes, verbreitet die Kunde der eigentümlichen Besucher schnell. Und wenn es auch wahnsinnig lieb und gastfreundlich ist, so wäre heute etwas mehr Zeit allein zu viert schöner gewesen. Tatsächlich dauert es einige Zeit, bis Brigitte und ich uns das erste mal ohne die leidigen Kopftücher sehen können. Da wir fast ausschließlich Männerbesuch bekommen, ist unsere Teilnahme am Gespräch nicht sooo dringend erforderlich, und so können wir zu zweit etwas mit Oskar spazieren gehen. Und weil uns allein so wenig Nettozeit verbleibt, hängen wir noch eine weitere Nacht ran, sitzen am Lagerfeuer, sabbeln, stehen als Fotomotiv zur Verfügung, futtern, werfen Stöckchen und vielleicht gab es sogar das eine oder andere Glas Vodka, als wir doch mal allein waren.

Im Hintergrund der Donnerlaster, ein umgebauter 7,5-tonner mit Bett, kleiner Küche und Sitzecke. Schon nett…

Peter mit Oskar – echt süß, der kleine!

Am nächsten Tag heißt es Abschied nehmen, der Donnerlaster rollt nach Shiraz und uns treibt es in den Süden. Schön war es mit den Nordlichtern!