Die Strecke zwischen Persepolis und Shiraz ist kurz und belebt. Nicht zum ersten mal denke ich an Han Solos Flug durch das Asteoridenfeld in Episode V. Ich halte es für durchaus denkbar, dass nur ein Drittel der Personen, die hier ein Fahrzeug bewegen, jemals einen Führerschein erworben hat. Und selbst die haben die Inhalte der Lektionen schnell wieder verdrängt (Anmerkung des Korrekturlesers: Ich nehme hingegen durchaus an, dass die Mehrheit der Autofahrer hier einen Führerschein besitzt. Aber ähnlich wie in Kirgistan wird der hier wohl eher erworben und nicht nach einer Prüfung erteilt 🙂). Die Teilnahme am Straßenverkehr in Irans Städten stärkt das Nervenkostüm und raubt einem eine Schicht Grünes hinterm Ohr.
Der Name der Stadt mag es einen glauben lassen, aber Wein gibt es hier trotzdem nicht. Shiraz nennt sich die Stadt der Rosen, trotz unserer viertägigen Anwesenheit kann ich aber nicht sagen weshalb. Gegen ein mehr oder weniger kleines Entgelt besuchen wir am letzten Tag einen der vier besonderen Gärten von Shiraz, in dem tatsächlich einige Rosen wachsen, die einzigen, die wir in der ganzen Stadt sehen. Und auch wenn mir die Orangen- und Olivenbäume in größerer Erinnerung blieben als die Rosen, schön war der (Rosen?)Garten trotzdem.
Die Stadt bringt uns insgesamt viel Spaß, obwohl das Wetter es nicht allzu gnädig mit uns meint. Die Iraner freuen sich über das regenreichste Jahr seit langem, wir können uns noch nicht ganz dazu durchringen. Unser herrlich unkompliziertes Hotel bietet im Innenhof leckeres Frühstück an. Der Hof ist gegen die eigentlich allgegenwärtig brennende Sonne mit Stoffbahnen geschützt, bei Regengüssen bieten diese jedoch nur geringen Schutz. Dank dieser Frühstückserfahrungen kann ich sagen, dass die international dominierende Farbe für Regenkleidung rot ist, gefolgt von blau. Und da frage ich mich wieder einmal, was wurde aus den herrlichen gelben Regenjacken meiner Kindheit? Im Inneren dunkelblau mit Baumwolle ausgekleidet und gern mit einem ebenfalls gelben Hut und blauen Gummistiefelchen kombiniert? So etwas Hübsches sehe ich hier leider gar nicht.
Shiraz hat nicht nur die üblichen Sehenswürdigkeiten (Moscheen und Basare, alte Häuser, Karawansereien und drumherum die Stadtmauer, über die die Stadt längt hinauswuchs), sondern bietet auch herrliche Cafés, wie man sie in jeder anderen Großstadt finden und schätzen würde. Trotz meiner großen Liebe zum Tee, der ich schon auf der ganzen Reise ausgiebig frönen kann, genieße ich mein wackeliges Stühlchen, den zerkratzen dunklen Holztisch und die Tasse Cappuccino mit einem Stückchen Käsekuchen sehr. Und dazu spielt ein Freund des Wirts Klavier, ab und an singen sie gemeinsam, hach, ewig könnten wir hier sitzen und so tun wir es dann auch.
Nachdem Pauli Zuhause 4:0 gegen Düsseldorf gewann erwische ich Henning beim fröhlichen Summen: Thy a-mo, sumsumsum, Thy a-mo …
Es wird wohl Zeit, dass wir weiterfahren!
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