Der Weg nach Kars führt uns durch die Berge, der Ausblick ist schön, der Zustand der Straße eher so lala. Deutlich ernüchtert erreichen wir Kars am frühen Nachmittag. Der Stadtrand besteht aus schmutzigen Wellblechhütten, geheizt wird mit getrockneten Kuhhäufchen, es wimmelt von Fliegen.
Die Region ist bekannt für Honig und Käse, ersteres ist wohl der Grund, dass wir beide einen Bienenstich als Souvenir bekommen. Sehr faszinierende Tierchen. Sie sterben leider beim Stich eines Warmblüters, Stachel und Giftbeutelchen reißen dank Widerhaken aus dem Leib der Dame. Die Stachel bekommen wir gut rausgezogen, die Stiche bleiben uns trotzdem mehrere Tage erhalten. Honig kaufen wir trotzdem nicht.
Wir wohnen in einem Dachzimmerchen im Zentrum, wenn man es denn so nennen möchte. Armenien ist nicht weit, die Grenzen sind aber geschlossen. Tourismus gibt es kaum noch. Wir befinden uns sozusagen im Lüchow-Dannenberg der Türkei. Die Anwohner erkennen uns sogleich als Ausländer und amüsieren sich sehr über uns, obwohl wir uns große Mühe geben, völlig normal zu wirken. Scheint aber nicht erfolgreich zu sein. Gern werden wir auf russisch angesprochen, wiederum ohne Erfolg ?
Wir sind ziemlich niedergeschlagen, weil unser Paket nicht kommen wird. All der Aufwand umsonst, wenn alles gut geht, reist es nach Hause zurück. Da wir schon mal da sind, schauen wir uns die Stadt an, besichtigen die Burg, trinken literweise Tee und stabilisieren die Missstände an Hennings Moped mittels Panzertape. Anders wird es erst einmal nicht gehen. In der Apotheke bekommen wir für eine winzigkleine Geldsumme Tropfen für mein entzündetes Ohr, und es heilt schneller als der Bienenstich.
Die Anschläge im Südosten des Landes haben zu erweiterten Reisewarnungen geführt, wir verlassen die Türkei daher, ohne den Vansee oder die Nemruts besucht zu haben. Auch den Ararat sehen wir nur aus der Ferne. Zum Abschied pesen wir eine Schotterstraße entlang des Çıldır Gölü mit grandiosem Blick und investieren unsere letzten Talers in Benzin, obwohl dies hier recht teuer ist. So erfahren wir auch, dass der Grenzübergang Aktas / Karcahi geschlossen ist und drehen noch eine Extrarunde zum Übergang Posof/Vale.
Hennings Einreisestempel ist wohl durch ein Visum überklebt worden. Die Grenzer sind daher etwas nervös, schließlich darf Henning aber doch noch ausreisen.
(Anm. des Korrekturlesers: Zu Albis allgemeiner Belustigung ereignete sich bei der Ausreise folgender Dialog:
Ing (lachend): „Ja nu, dann hab ich eben keinen Einreisestempel, was sollen die denn machen?“
Albi: „Sie könnten Dich wegen illegalem Grenzübertritt inhaftieren.“
Ing: „Oh.“)
Ja logi, das war Peter. Wir hatten einige gemeinsame Tage im Südwesten der Türkei. Er ist nun wieder Zuhause, aber wir hoffen, dass er sich bald mal auf Paula schwingt und zu uns kommt. Bist Du schon wieder unterwegs?
…ach noch was: Habt Ihr eigentlich den GS-Fahrer aus Alexandroupolis (Name vergessen) nochmal irgendwo getroffen?
Ich habe Kars eigentlich in ganz guter Erinnerung, insbesondere wegen der nahen Ruinenstadt Ani an der (geschlossenen) armenischen Grenze. Nur in einem Lokal, in dem ich essen wollte, gab es eine für die Türkei völlig untypische feindselige Stimmung gegen mich, so dass ich mich genötigt sah, das Lokal zu verlassen, ohne gegessen zu haben. Den Grund dafür habe ich nicht verstanden.
Grüße
Heinz